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| The Orphans | |
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Gast Gast
| Thema: The Orphans Di Nov 22, 2011 7:24 pm | |
| EinbandPhil verlor seine Eltern auf unerklärlicher Weise. Als Waise wird er in das Camp B.O. geschickt, lernt dort zu Anfang Kat und Vani kennen und findet sich in die Gemeinschaft ein. Das Camp soll die Waisen lehren, sich mithilfe von verzauberten Gegenständen zu verteidigen. Zu Anfang scheint alles wie in seinen kühnsten Träumen abzulaufen und verliert sich in den Wunderwerken, die das Camp zu bieten hat. Selbst die Wald-Spiele, die zwischen den vier verschiedenen Teams stattfinden, faszinieren ihn. Doch als er Zeuge wird, wie sich das Spiel in ein tödliches Ende zieht, wird ihm klar, dass die Absichten des Waisen-Camps alles andere als selbstlos sind. VorwortNachdem ich meine Warrior Cats-Fanstory plötzlich abbrechen musste, aufgrund des Desinteresses, dass ich zu Warrior Cats aufbaute, hatte ich eine kurze Zeit eine Schreibpause eingelegt. Jetzt, wo ich wieder ein wenig Lust auf das Schreiben habe, nahm ich mir vor, eine neue Geschichte zu schreiben. Inspirationen bekam ich von Vani (Goldschweif) und Kat (Morgentau), weshalb ich die zwei Protagonistinnen auch nach ihnen benannt habe. (: Die Fahrt in das falsche ZuhauseDort standen sie in der Ferne, ihre Gesichter waren unerkennbar, jedoch fest umschlungen. Teilten sich ihre innige Liebe, hielten ihre Augen vertraut verschlossen. Der schwache, warme Wind blies ihnen durch die Haare, ihre Kleider flatterten tanzend im Wind, schienen mit der bunten, lebendigen Wiese im Hintergrund zu verschmelzen. Ich konnte ihre Liebe spüren, wie sehr sie sich zueinander hingaben, sich nie wieder loslassen wollten, sich wünschten, die Zeit dieses Momentes würde sich nie dem Ende neigen. Ich fühlte mich glücklich, glücklicher als nie zuvor in meinem so trostlosen Leben. Dieses Bild, es erwärmte meinen Herz, meinen gesamten Körper. Die leichte Brise erreicht nun auch mich und ließ meine Kleider wie eine Flagge im Wind wehen. Die warme Luft berührte zärtlich mein Gesicht und glitt durch meine Finger. Ich fühlte mich irgendwie frei...- sorgenfrei. Ich genoss diesen Augenblick und schloss meine Augen, während ich die klare Luft einatmete. Es ertönte ein leises Vogelzwitschern und das Fließen eines Flusses aus der Ferne, welches meine Sinne berauschte. Ich wollte verharren, für eine lange Zeit – für immer. Obwohl ich meine Augen geschlossen hielt, sah ich dieses Bild immer noch vor mir. Doch nach nur wenigen Sekunden veränderte sich das Bild ungewollt. Die vorher um die Arme geschlossenen beiden Liebenden öffneten ihre Augen und blickten sich ausdruckslos an. Ein Gedanke weiter veränderte sich ihr gefühlskalter Blick. Sie schienen nun ängstlich, besorgt und nicht mehr so glückselig, wie sie es zuvor waren. Ich wollte nicht wissen, weshalb sie so beängstigt waren, und beschloss meine Augen wieder zu öffnen, was mir jedoch misslang. Meine Augen gehorchten mir nicht mehr und meine scheinbar unendliche Freude verschwand für immer. Ob ich nun wollte oder nicht, mein Blick war auf die beiden Personen gerichtet und ganz gleich, an was ich dachte, um mich abzulenken, was sie taten, musste ich mit anschauen. Langsam entfernten sie sich von einander, mit dem Blick jedoch aufeinander gerichtet, bis sie zwei Meter Abstand voneinander hatten. Ich hatte nicht auf die Umgebung geachtet, welche sich nun deutlich verändert hatte. Der Horizont wurde in ein dunkles Grau getaucht, als würde es gleich anfangen, in Strömen zu regnen. Die Gräser und Blumen der Wiese wurden immer schmächtiger und vergingen zu Staub, als würde sie bis zur Wurzel niederbrennen, doch es war kein Feuer zu sehen. Als alle Pflanzen verkokelt waren, stand ich auf einem ausdruckslosen, leeren Feld, der wie der Himmel grau gefärbt war. Es schien mir schon fast, als würde der Boden den dunklen Wolkenhimmel reflektieren. Die friedlichen Geräusche im Hintergrund waren schon längst nicht mehr zu hören. Nur tiefes, leises Grollen erfüllte die Stille. Ich widmete meinen Blick wieder den beiden Personen. Doch wo ihre Gesichter sein sollten, konnte ich nun nur noch tiefe Schwärze erblicken. Mir wurde flau in der Magengegend und ich wollte nichts, als dieses Bild hinter meinen verschlossenen Augen zu sehen. Doch mich schockte es, als ich merkte, dass meine Augenlider schon längst wieder geöffnet waren. Ihre leeren Gesichter waren immer noch einander zugewandt. Urplötzlich erschallte ein lauter Knall in meinen Ohren, ich kniff die Augen kurz zu und öffnete sie wieder. Ich schreckte auf, schnappte panisch nach Luft, während ich einen Brand, so groß wie ein Fußballfeld, um mich herum erspähte. Die roten, heißen Flammen spiegelten sich in meinen erschrockenen, gleichzeitig von Trauer erfüllten Augen wieder. Das knisternde Feuer übertönte das Grollen des Himmels. Voller Angst wollte ich flüchten, doch hinter loderten tausende weitere Flammen und streckten sich immer höher. Mein Gesicht glühte schon fast vor Wärme und ich versuchte, krampfhaft nicht in Ohnmacht zu fallen, doch mein pochender Schädel erschwerte mir das Ganze noch. Überall wo ich hinblickte, entdeckte ich rote Flammen, weshalb ich bewegungslos dastand. Ich kniff meine Augen so fest es ging zu und betete, dass ich unversehrt blieb, bis die Hitze, die ich so qualvoll spürte, von der einen auf die anderen Sekunde verschwand.
Ich erwachte. Meine Ohren vernahmen ein gedämpftes Prasseln und einen quietschenden Scheibenwischer. Ich öffnete meine Augen und fand mich in einem fahrenden Auto wieder. Die kleine Lampe über mir erhellte den gesamten Innenraum, draußen war erfüllte tiefe Schwärze die Nacht. Mir stieg ein Geruch ein stickiger Geruch von Zigarettenqualm in die Nase, dazwischen konnte ich noch einen schwachen Ledergeruch zuordnen. Ich fuhr mit meiner linken Hand durch meine dunkelblonden, kurzen Haare, während ich mich meinen Kopf an meinem rechten Handballen abstützte. Ich rieb mir kurzerhand die Augen, damit ich wieder klarer sehen konnte. Mein Augen erblickten einen Ledersitz von hinten, welcher eine Tasche mit einem Gummizug besaß – sie war leer. Das Leder war dunkelbraun, bis schwarz, und an manchen Stellen schon abgenutzt. Rechts am Rande des Sitzes wurde etwas Unleserliches mit einem schwarzen Filzstift gekritzelt und unterstrichen. Der Sitz war jedoch leer. Als ich zum Fahrersitz schaute, erblickte ich den Fahrer. Er war ein alter, eher korpulenterer Mann. Er trug eine oliv-grüne Mütze, aus der seine grauen, langen Haare rausschauten. Von der Seite konnte ich seinen ebenfalls grauen Stoppelbart entnehmen. Seine blass-braune Lederjacke sah wie das Leder der Sitze schon sehr gebraucht aus. Die Hose, die er trug, war eine dunkelbraune Cardiganhose mit dunkleren Flecken und war generell scheinbar schon lange nicht mehr gewaschen worden. Unter seiner langen Hose schauten seine schwarzen Boots heraus, die wahrscheinlich das einzige gepflegte an ihm waren. Er zog kräftig an seiner Zigarre, die er im Mundwinkel hängen hatte und blies gleich danach auch eine Wolke voll Rauch aus. Mir war es eigentlich ein Wunder, wie er bei diesem vernebelten Auto war sehen konnte und deshalb war mir auch schon ein wenig Bange, dass wir auch wirklich unbeschadet über die Straßen fuhren, vor allem, weil es ohnehin schon dunkel draußen war. Ich blickte zu meiner Linken, zwei weitere Sitze. Auf dem neben mir legte ich meinen alten, verkümmerten Rucksack ab. Er war schwarz, mit einigen roten Stellen und Taschen an der Seite. An einem Reißverschluss hing ein Anhänger mit meinem Namen, Phil. Ihr fragt euch jetzt sicherlich: Was hat ein Junge, welcher sich nichts anderes wünschte, als woanders zu sein, in dem verrauchten Auto eines völlig Fremden zu suchen? Nun ja, jeder könnte sich nun eine eigene Geschichte ausmalen, doch die Wahrheit wird wohl glaube ich keiner erraten.
Ich bin Waise. Ein Waise, der geradewegs zum wahrscheinlich schlimmsten Ort, den man sich vorstellen kann, fährt. Einem Camp, welches mich scheinbar glauben machen soll, es wäre mein neues Zuhause. Kleine, nervige Kinder, große, protzige Schlägertypen und fremde Aufseher, die wahrscheinlich selbst keine Lust haben, undankbare Bälger zu versorgen und sich mit ihnen zu beschäftigen. Dann kriegen wir bestimmt zement-artigen Eintopf zum Morgen-, Mittag- und Abendessen und müssen um 8 Uhr ins Bett, um den Betreuern ihre verdiente Ruhe zu gewährleisten. Ich komme mir vor wie Müll. Müll, der übrig geblieben ist, weil er seine Eltern auf tragische Weise verloren hat, und welcher nun entsorgt werden muss, damit es niemanden auf den Wecker geht. Und dafür sind diese Camps wahrscheinlich da. Immer wieder flogen Lichtscheinen durch das Auto, bis dann nur noch das Lämpchen über mir das einzige hier war, was hell war. Ich war ein wenig hungrig, ließ es mir aber nicht anmerken. Dann erschrak ich, als ich die kratzige, tiefe Stimme des Fahrers hörte: „So Jungchen, wir sind gleich da.“ Ich nickte nur, was er wahrscheinlich nicht einmal mitbekam. Er war mir überhaupt nicht sympathisch, aber irgendwie empfand ich fremde, alte Menschen nie als sympathisch. Ich merkte durch ein Rumpeln des Autos, das über einen Bürgerstein fuhr und sich auf der einen Seite erniedrigte, dass wir angekommen waren. Adrenalin vor Aufregung durchfuhr meinen Körper. Ich kramte das Geld aus meiner Brieftasche und übergab ihm dieses wortlos. „Sie können den Rest behalten.“, stotterte ich. Das Trinkgeld hatte er nicht verdient, doch ich wollte nichts mehr, als aus diesem stickigen Auto aussteigen. Ich öffnete die Autotür, trat nach draußen und wurde vom Regen benetzt. Als sich dann die Tür schloss, fuhr das Auto gemächlich davon, genau wie der einzige Lichtschein in dieser dunklem Umgebung.
Zuletzt von Pilzpfote am Do Nov 24, 2011 4:09 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: The Orphans Mi Nov 23, 2011 10:21 am | |
| Ui Ui Ui Phil, wau , ich war schon gefesselt von deiner Warrior-Cats Geschichte,
Dann lese ich nur den Einband schon , wau einfach klasse. Der Einband hat mir schon vermittelt das es spannend wird deine Geschichte. Das du deinen eigenen Namen und die Namen von Vani und Kat eingenommen hast finde ich cool. Ich bin gespannt auf die erwähnten Wald-spiele die zwischen den vier verschiedenen teams stattfinden, jetzt frage ich mich jedoch, wie wird das mit den 4 Teams gemacht , wie hast du dir das Vorgestellt. In einem Camp wo es 4 Teams gibt, ich bin echt gespannt. Was für Absichten hat das Waisen-Camp? Ich bin echt gespannt.
Dein Vorwort, mir gefällt es. Also haben dir Kat und Vani dir bei der Inspiration geholfen wie du oben schriebst. Dann mal danke Vani und Kat, wenn ihr nicht gewesen wäred hätte Phil warscheinlich nicht diese Geschichte angefangen zu schreiben *grins*
So nun mal zu dem ersten Teil deiner Geschichte :) Ich war gleich bei dem ersten Satz von deiner Geschichte gefesselt. Man konnte sich echt alles bildlich vorstellen, es hat echt alles in meinem Kopf sich bildlich abgespielt. Das sich zwei Menschen in der Ferne festumschlungen standen, du hast es so schön geschrieben. Du hast das alles so schön ausgeschrieben, du hast es so richtig wie ein Buchautor es so geschaft in die Länge zu ziehen, nicht so dahingeklatscht und fertig so kurz und bündig, du hast es richtig hammer gemacht, so richtig die Gefühle der Geschichte freien lauf gelassen, und dann als er seine augen öffnen wollte weil er nicht sehen wollte was die zwei menschen da beängstigte das war so mitfühlend da habe ich mich auch so reingesteigert im Lesen gerade, das wirkt alles so real, so echt. Einfach Hamermäßig, und wie du die Umgebung beschrieben hast, wie sich die Umgebung stück für stück verändert, du hast es so richtig gut beschrieben, es spiegelte sich alles in meinem Kopf ab, einfach Klasse. Als wäre ich in der Geschichte gewesen so hatte es sich angefühlt hatte ich das Gefühl.
Wie du dann den Sprung von dem Traum (könnte man sagen) in das Auto geschaft hattest war einfach klasse. Du hast die Umgebung wieder so bildlich dagestellt als würde ich da mit drinn sitzen. Ich konnte es mir alles richtig bildlich vorstellen, es regnete und der scheibenwischer war an, ah sorry ein quietschender scheibenwischer war es. Dann als die Lampe das auto erhellte und draußen war es also Nachts, man war dabei könnte man sagen, man war in der Geschichte mit drin (also ich war es bin es immernoch) du schreibst so das man sich echt alles vorstellen kann.
Dann die erklärung in der Geschichte von Phil, einfach klasse beschrieben,
schon alleine dieser Teil der Geschichte:
Ihr fragt euch jetzt sicherlich: Was hat ein Junge, welcher sich nichts anderes wünschte, als woanders zu sein, in dem verrauchten Auto eines völlig Fremden zu suchen? Nun ja, jeder könnte sich nun eine eigene Geschichte ausmalen, doch die Wahrheit wird wohl glaube ich keiner erraten.
das ist einfach hammer geschriebeen, du sprichst die leser an, das animiert sie weiter zu lesen ^-^
Dann erzählst du von deiner Person, was passiert ist, wo du hinfährst einfach fesselnd
Wie geht es denn nun weiter deine Geschichte ich möchte weiterlesen bitte bitte bitte, möchte weiter lesen ich bin sooo gespannt
PS.: Ich muss den ersten Teil deiner Geschichte nochmal durchlesen es ist sooo fesselnd ^-^un ich glaube ich muss mir deine Geschichte abspeichern wieder ,
und
verdammt nochmal werde Autor und schreibe Bücher ^^ |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: The Orphans Mi Nov 23, 2011 2:33 pm | |
| Ich dusche mit einer Fremden
Da stand ich nun alleine im kalten Regen. Mir schien es, als würde der Himmel weinen, genau, wie ich es innerlich tat. Ich hatte es nie verkrampft, dass meine Eltern von dem einen auf den anderen Moment schlagartig verlieren würde. Wie fragt ihr euch? Das werdet ihr noch früh genug erfahren. Die Dunkelheit umschlang jeden Teil meines Körpers, meine Haare klebten an meinem Gesicht und tropften an diesem entlang. Ich wendete mich immer und immer wieder, um vielleicht einen kleinen Lichtschein zu erblicken, doch an dieser Straße fuhr kein einziges Auto, kein einziges Haus war mehr erleuchtet, obwohl ich nicht einmal wusste, ob an diesem Ort überhaupt irgendwelche Häuser standen, denn ich konnte selbst meine eigene Hand vor Augen nicht sehen. Ich spürte nur die Kälte, was auch kein Wunder war, denn ich trug außer einem Hemd nur eine dünne Jacke, die mit Wolle gefüttert war. Meine pechschwarze Hose überdeckte meine Lederstiefel, welche scheinbar schon völlig von Schlamm verdreckt sein mussten. Ich setzte gemächlich einen Fuß vor den anderen. Ich tastete mit meinen Händen die Umgebung ab, dennoch fasste ich nur ins Leere, während meine Gedanken schweiften. Würde ich wirklich in dieses Camp wollen? Jetzt hätte ich noch die Chance, weit weg zu gehen, irgendwo anders hin, um nicht diesem Asyl für heimatlose Bengel zum Opfer zu fallen. Aber tief in mir wusste ich, dass ich dort richtig aufgehoben sein würde, ich wollte es nur nicht wahrhaben. Ich zitterte leicht. Ich hätte doch noch im Taxi sitzen bleiben sollen, ganz egal, ob es dort stickig war oder nicht, jedenfalls war es dort warm. Ich blieb stehen und starrte in den düsteren Horizont, während unzählige Regentropfen auf mein Gesicht fielen. Nun entdeckte ich die Sterne, wie sie auf mich hinab sahen. Sie leuchteten hell wie der Mond, der bedeckt zu sein schien. Nur wenige Sterne zeigten sich aus den tiefen Wolken und es schien mir, als würden sie mir den Weg zeigen wollen, den ich zu gehen hatte. Die Sterne, für mich waren Sterne unbeschreiblich schön. Schon immer interessierte ich mich für die Astrologie. Sich den unendlichen Kosmos und seine Sterne vorzustellen. Was hätte ich nicht alles getan, um einmal selbst in eine Rakete zu steigen, um selbst einmal den Sternen nahe zu sein. Unbewusst schlenderte ich vorwärts, den Sternen entlang. Nach einigen Metern jedoch umhüllten wieder die Regenwolken die grellen Sterne und ließen meinen Blick wieder in die traurige Schwärze führen. Doch dann entdeckte ich Etwas – ein kleines Lichtlein in der Ferne. Wie ein Licht, der die Hoffnung wieder aufleben ließ und den verirrten Menschen den richtigen Weg offenbarten. Ich reckte den Hals weiter in die Höhe um mich zu vergewissern, dass ich dieses Licht auch erreichen würde. Mir war es relativ, ob es sich dabei um ein Lämpchen, ein Auto oder ein Feuer handelte, letzteres würde mich jedoch wundern. Mein Blick ließ nicht davon ab, ich konzentrierte mich ganz allein auf den Schein in der Ferne, welcher ab und zu von irgendetwas verdeckt zu scheinen würde, eventuell Äste oder Blätter. Während meine gesamten Klamotten und ich selbst durchnässt waren, fing ich an, meinen Schritt zu beschleunigen, was sich als überhaupt keine gute Idee herausstellte. Ich setzte einen Fuß zu schnell vor den anderen und rutschte aufgrund des glitschigen Matschbodens aus. Schlagartig erstreckte ich meine Hände noch von meinem Körper, um mich vielleicht noch an Irgendetwas festhalten zu können. Dann ergriff ich Etwas. Mir war egal was, Hauptsache ich fiel nicht mit gesamten Körpereinsatz in irgendein Gulli oder so etwas. Meine ganze Kraft ging in diesen festen Gegenstand, bis ich mich erschöpft erhob. Aber ich erschrak, als ich bemerkte, dass mich dieser Gegenstand weiter an sich zog. Dann hörte ich ein Lachen, ein weibliches, junges Lachen. Erst dann wusste ich, dass es sich dabei um einen Menschen handelte. Dennoch zuckte ich zurück. Ich konnte rein niemanden sehen, was mir ein wenig gruselig erschien. „Was wird das?“, fragte die Unbekannte mit einem unterdrückten Lachen. Ich fand das rein gar nicht lustig, fast in Schlamm zu fallen und sich vielleicht die Nase auszurenken. „Du siehst ja wirklich schlimm aus.“, lachte sie erneuert und mir jagte es einen Schrecken ein. Wie konnte sie in diesem dunklen Nichts sehen, wie ich aussah. Gleichzeitig versuchte ich krampfhaft, das nicht als Beleidigung anzusehen. Vielleicht konnte sie mir ja helfen, ins Camp zu finden, oder war sie gar selbst ein Bewohner des Camps? „Wo ist Camp B.O.?“, bibberte ich und versuchte entschlossen zu klingen, was mir nicht gelang. Bevor sie antworten konnten, leuchtete der Himmel für einen kurzen Moment auf und erhellte alles um mich herum. Ich erkannte für den Bruchteil einer Sekunde ein ebenso nasses Mädchen, welches beinahe genauso groß war ich. Dann wurde alles wieder in Schwärze getaucht und ich wartete nur so auf den lautstarken Donner. „Fantastisches Naturschauspiel, findest du nicht auch?“, fragte sie mich. „Fast so umwerfend wie die Sterne..“ Sie verlor sich beinahe nach dem Wort Sterne, bis es dann ein Knall in meinen Ohren ertönte, ich kurz zusammenzuckte und mich wiederfand. Hatte sie jetzt etwa gesehen, wie ich, ein Junge, wegen eines harmlosen Blitzes zusammenzucke? Aufgrund ihres leisen Kicherns wusste ich schon die Antwort. Sie nahm meine Hand. Sie war genauso kalt wie meine und zog mich in ihre Richtung. Scheinbar war das wohl die Antwort auf meine Frage und ich trottete hinterher. „Na los!“, trieb sie mich an. „Oder willst du hier Wurzeln schlagen? Obwohl das bei deiner Standfestigkeit ja unmöglich ist.“ Ihr Ton verfiel im Sarkasmus, aber ich reagierte darauf nicht. Sie führte mich immer näher an das Licht heran. Mir sprangen immer wieder vom Wind gepeitschte Blätter ins Gesicht und ich stolperte immerzu über irgendwelche Steine. Nach einigen Metern waren wir so nahe am Licht, dass ich die schwache Silhouette eines Hauses wahrnahm. Das blasse Licht schien auf einem Fenster heraus, innen sah ich Holzwände. Das Haus war nicht sonderlich groß, es ähnelte er einer kleineren Hütte. Gleich daneben fand sich noch eine, doch mehr konnte ich nicht mehr erkennen. Sie ließ meine Hand los und ich schüttelte meinen Arm etwas, der schon ausgekugelt von ihrem Ziehen schien. Sie stolzierte standfest eine kleine Treppe hinauf zu der Hüttentür, als wäre es ein behelligter Tag, was bei mir eher wie Topfschlagen nach erhöhtem Alkoholkonsum aussah. Etwas klimperte aus der Richtung des Mädchens. Ich konnte nun deutlicher erkennen, wie sie aussah. Ihr Haar war so nass wie meines, ging jedoch fast bis zur Mitte des Rückens. Sie trug nur einen langarmigen Pullover und eine Jeans. Mich wunderte es, warum sie nicht fror, aber das wäre ja nicht das einzige, was an ihr irgendwie seltsam war. Sie schloss die Tür zu der Hütte auf und öffnete die Tür. Dann trat sie ein. Ich wartete dummerweise noch nach einer Aufforderung. „Hatten wir nicht über das Wurzelschlagen geredet?“, bemerkte sie und streckte ihren Kopf aus der Tür heraus, bis ich ihr dann folgte und die Tür hinter mir schloss.
Meine Augen mussten sich erst einmal an dieses helle Licht gewöhnen, weshalb ich die Augen zukniff. Als ich mich dann wendete, war das Mädchen spurlos verschwunden, nicht einmal Tropfen hatte sie hinterlassen. Ich schaute mich um. Die Hütte war sehr klein, dennoch fühlte man sich hier irgendwie wohl und sicher. Die vier Wänden und die Decke bestanden aus dunklem Holz. Links und rechts neben der Eingangstür waren zwei kleine Fenster zu sehen. Ganz links in der oberen Ecke stand ein gemachtes, sauberes Bett, auf welchem ein Buch mit geschmücktem Einband lag. Daneben zierte ein Nachttisch aus Holz, auf welchem die Lampe, die die ganze Zeit das Licht verursachte, stand. Genau auf der anderen Seite konnte ich ein weiteres Bett vorfinden, ebenfalls mit einem Nachttisch. Weiter rechts an der hinteren Wand befand sich eine weitere Tür. Möglicherweise war dort das Mädchen verschwunden, ich traute mich jedoch nicht nachzusehen. Ich bevorzugte erst einmal, meine nasse Jacke auszuziehen, und über den Kleiderständer, der sich direkt neben der Tür vorfand, zu legen. Darunter trug ich nur ein rotes, vom Regen schon fast durchsichtiges Hemd. Dann zog ich meine klitschnassen Schuhe aus, was aber auch nicht viel brachte, denn meine Socken waren es auch. Plötzlich öffnete sich die Hintertür und das Mädchen erschien. In der Hand hielt sie einige Handtücher und ein paar Kleidungsstücke, die wohl für mich bestimmt waren. Sie schaute mich seltsam von oben bis unten an. Dann kam sie auf mich zu und drückte mir die Sachen in den Bauch und meinte: „Umziehen tust du dich aber bitte da drinnen.“ Ich hob nur die rechte Augenbraue hoch und ging zur Hintertür. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Braunhaarige von Kopf bis Fuß trocken war. Nicht ein einziger Tropfen benetzte etwas von ihr. Ich kratzte mir nur denkend den Kopf und verzog mich hinter die Tür und schloss sie. Als ich mich umdrehte sah ich ein ganz normales Badezimmer, wie ich es von früher kannte. Eine Toilette, eine große Dusche und ein langes Waschbecken. Die Fliesen waren gelb-weiß kariert , genau wie die Wände. An der Wand waren Henkel befestigt, die Handtücher in gelblichen Farben trugen. Am Waschbecken fanden sich vier gelbe Becher, einige Shampoo und Waschlotionen, kleine Waschlappen, ebenfalls in gelb. Das dunkle Fenster an der gegenüber der Tür war mit weißen Vorhängen geschmückt. Erst nach wenigen Sekunden betrachtete ich mein Spiegelbild. Ich sah furchtbar aus. Meine Haare waren klitschnass, mein Gesicht bleich und dicke Augenringe vom Schlafen um meine grünen Augen. Meine Kleidung klebte wie Tesafilm an mir und scheuerte. Als ich mich umgezogen hatte, trug ich ein rotes, schlichtes Shirt und eine schwarz-rot karierte, kurze Drei-Viertel-Hose. Ich dachte mir nur, sie wolle mich anscheinend verarschen. Klitschnass, wahrscheinlich schon eine Erkältung eingefangen und dann diese kurzen Sachen. Ich trocknete mir mit den Handtüchern die Haare und sah aus, als hätte ich in eine Steckdose gefasst. Neben den Klamotten und den Handtüchern fand sich noch ein rotes Armband vor, welches ich ohne zu weiter zu fragen anzog, da es mir ohnehin gefiel. Ich trat aus dem Badezimmer heraus. Sie saß auf dem Bett und las in dem Buch, welches vorhin dort gelegen hatte. Dann bemerkte sie mich, als ich die Tür schloss. Ihre Haare waren in einem braun getaucht, doch im Lampenlicht besaßen sie einen leichten Rotschimmer, der an Kastanien erinnerte. Ihre Augen waren eine Art grün, das konnte ich selbst aus diesen Metern erkennen. Sie trug genau wie ich ein schlichtes Shirt, nur, dass es gelb war, genau wie der Rest des Badezimmers. Ihre kurze Hose war es ebenfalls. Was mir sofort auffiel war, dass sie anstatt wie ich nur eines, drei gelbe Armbänder trug. „Noch nie ein Mädchen gesehen?“, lachte sie und legte das Buch zur Seite. Ich hatte nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, was mir irgendwie nicht sonderlich gefiel. Eines war mir jedoch Spanisch – war das jetzt das Camp? Und wenn ja, wieso bin ich hier in dem Zimmer eines Mädchens? Ich holte schon einmal Luft, um meine Frage zu stellen, doch das Mädchen kam mir zuvor: „Wollen wir uns nicht erst einmal kennenlernen?“ Sie stand auf und blickte mich an. Da hielt sie ihre Hand vor meine Brust. Sie lächelte. „Ich bin Kat.“ Ich starrte sie einige Sekunden lang an. Dann veränderte sich ihr Blick. Sie nahm mit der anderen Hand meine und drückte sie in ihre andere und schüttelte dann kräftig. „So macht man das. Und wie ist der Name des Jungen, der sich offenbar zu fein ist, einer Lady die Hand zu geben?“, sprach sie mit einem überaus sarkastischen Ton. Ich schüttelte nur kurz den Kopf, verengte die Augen und brachte dann ein „Phil“ heraus. Dann ließen wir voneinander ab. Kat wendete sich, seufzte und setzte sich wieder auf das Bett. „Wo sind heutzutage noch die charmanten Jungs?“ Ich musste lachen, irgendwie. Mir gefiel ihr Sarkasmus. Dann trat ich einen Schritt vor und fragte: „Ist das hier das Camp B.O.?“ „Ist Mimii eine hinterhältige Kuh?“, entgegnete sie. Ich starrte sie nur fragwürdig an. „Natürlich ist das Camp B.O., du Dussel.“ Da hatte ich meine Antwort. Das ist also Camp B.O. Ganz egal, ob ich noch nicht einmal ansatzweise gesehen habe, wie das restliche Camp aussah, aber diese Hütte hatte mir schon mal einen Einblick in das gegeben, wo ich wahrscheinlich die nächste Zeit leben würde. Es war zwar klein..- ich hatte nichts gegen kleine Zimmer. Früher, als meine Eltern noch am Leben waren, besaß ich kein größeres Zimmer. Es war genau so schlicht eingerichtet, wie dieses hier. Am liebsten hätte ich von ihr eine Standpauke gehört, was das Camp anging, aber scheinbar war sie selbst auch schon etwas müde und genervt. Ich meine, wer hilft bitte einem herumirrenden Trottel mitten in der Nacht aus der Patsche, im wahrsten Sinne des Wortes? „Du fragst dich sicherlich, was deine Kleidung zu bedeuten hat, was?“ Natürlich tat ich das. "Das wär' wahrscheinlich jetzt zu viel Information auf einmal für dich, aber ich sag' dir nur eins.“ Sie stand auf, blickte um sich herum und flüsterte mir unauffällig ins Ohr: „Du dürftest nicht einmal hier sein.“ Ich zog wiederholt eine Augenbraue hoch und versuchte ein spöttisches Lachen über mich zu bringen. „Ich dürfte nicht hier sein?“, meinte ich. „Ich wurde doch schon fast in dieses Camp gezwungen.“ Kat musste laut loslachen. „Na, das hat man ja bei deinem Ritt hierher gesehen.“ Sie blickte kurz hinunter, dann wieder in meine Augen. „Nein, ich meine es ernst. Du bist hier meinetwegen. Eigentlich hätte ich dich gar nicht hinein lassen dürfen. Aber wenn du so trocken bleiben willst, wie du es jetzt bist, dann solltest du das tun, was ich dir sage, okay?“ Mein linkes Auge zuckte nur vor Unwissenheit, aber ich versuchte erst mal, nicht allzu viele Fragen auf einmal zu stellen, und nickte einfach nur. Dann klopfte es an der Tür. Ich blickte blitzartig zu ihr, Kat tat es mir gleich, die sofort wortlos aufsprang, mich in die Badezimmer-Tür schubste und diese schloss. Ich landete hart auf dem kalten Fliesenboden und rieb mir den Kopf. Mir war nicht klar, was gerade vor sich ging, aber scheinbar sollte mich die Person, die vor wenigen Sekunden noch an der Tür geklopft hatte, mich nicht sehen, so beschloss ich, mich leise und unbemerkt zu verhalten. Ich vernahm Kat's Stimme und wie sich eine Tür wieder schloss. Danach ertönte eine weitere weibliche Stimme, doch ich konnte keine richtigen Wörter verstehen, weshalb ich mein Ohr behutsam an die kühle Holztür drückte. „Was machst du denn schon hier?“, fragte Kat mit einem eher verblüfften Tonart. Im Hintergrund hörte ich, wie sich jemand die Jacke auszog, bis dann die andere Stimme von sich gab: „Maryna und Oulette haben gesagt, sie würden die nächtliche Patrouille alleine schaffen.“ Sie hustete mehrere Male. „Und so ein Angebot kann ich natürlich schlecht abschlagen.“ Anschließend hörte ich einige Schritte, die immer laute wurden. Ich dachte nun, die Person würde die Badezimmer-Tür öffnen, doch dann verstummten die Schritte und ein lautes Knarzen, wie das einer alten Tür, schallte in mein Ohr. Folgend unterbrach wieder die andere Stimme die Stille: »Wem...wem gehört denn diese Jacke?« Ich erschrak. Ich wusste zu hundert Prozent, dass es sich dabei um meine Jacke handeln musste. Selbst von hier konnte ich Kat schreckhaft aufatmen und aufstehen hören. »Die gehört...Kraad.«, stotterte sie unsicher. „Als er gegangen ist, hat er sie wahrscheinlich vergessen.“ Ich hörte mein Herz pochen, so still war es in diesem Moment. Ihr schon fast höhnisches Gelächter schallte dann in den Raum: »Und ihr habt auch wirklich nur den Plan für die Patrouillen besprochen?« Ihr sarkastischer Tonfall war nicht zu überhören, Kat jedoch seufzte nur genervt und verdrehte wahrscheinlich die Augen. Während ich gespannt dem Gespräch lauschte, begutachtete ich die große Dusche. Sie war deutlich größer als die, die ich von Zuhause kannte. Man konnte sich locker ausgestreckt in ihr hinlegen und wahrscheinlich noch irgendwelche Tänze mit jemanden tanzen, natürlich angezogen. Meine Aufmerksamkeit galt wieder den Stimmen. „Ich bin vom Regen ganz durchnässt und stinke höchstwahrscheinlich wie ein verwester Iltis.“, sprach die Fremde eher in einem müden Ton. „Ich geh' mich mal duschen.“ Ich sprang auf, schaute abwechselnd nach links und rechts, um irgendwo ein Versteck zu finden. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich wieder die schneeweißen, sauberen Vorhänge und schnellte zu diesen. Schnell zog ich diese zur Seite und wickelte mich folglich ein. Stille. Alles was ich hörte war mein Herzschlag und das dumpfe, leise Plätschern der Regentropfen auf dem Dach der Hütte. Ich hielt den Atem an, als ich durch die Vorhänge verschwommen bemerkte, wie sich die Türklinke runterzog und ein Mädchen eintrat. Sie sah durch diese blasse Sicht wie Kat aus, bloß waren ihre Haare blond. Als sie die Tür zumachte, betrachtete sie sich eine kurze Zeit im Spiegel und zog dann wie Vorhänge der Dusche an die Seite. Ich wusste nun, was passieren würde und es war mir irgendwie unangenehm. Während ich mich hier gekauert hinter einer Gardine versteckte und schon fast mit rot angelaufenem Kopf versuchte, die Luft anzuhalten, würde sich dieses Mädchen wahrscheinlich in Kürze entkleiden. Wenn ich jetzt entdeckt werden würde, hätte ich nicht nur das Camp verlassen müssen, ohne jemals überhaupt offiziell angemeldet gewesen zu sein. Nein, morgen stände wahrscheinlich auch noch dick und fett in der Tageszeitung: 16.-Jähriger Spanner entdeckt und gefasst. Sie durchwuschelte kurz ihre Haare und packte sich dann an ihre Kleider, gleich danach schloss ich die Augen, um wenigstens sagen zu können, ich hätte nicht ein Stück weit gesehen. Ich vernahm, wie sie den Wasserhahn aufdrehte und Wasser floss. Nach einigen Sekunden spürte ich schon, wie der Raum vom Wasserdampf erwärmt wurde. Dann schien sie die Vorhänge zuzumachen und anzufangen, sich zu duschen. Nach einiger Zeit öffnete ich meine immer noch müden Augen und konnte nun rein gar nichts mehr sehen, denn die Gardinen waren schon beschlagen. Nun wäre die perfekte Gelegenheit, mich von den Vorhängen zu befreien und hinter der Badezimmer-Tür aus dem Staub zu machen, aber wahrscheinlich wäre ich so tollpatschig, dass ich auf dem rutschigen Boden ausrutschen würde, meine Deckung aufflog und...naja, da wären wir wieder bei der Schlagzeile. Also beschloss ich so behutsam wie möglich, die Gardinen beiseite zu schieben. Das vorhin so klare Badezimmer war nun vernebelt von Wasserdampf, welcher gemächlich hochstieg. Ich atmete tief ein. Diese warme, feuchte Luft tat gut in meinen Lungen und das verlockende Aroma von Shampoo lies mich fast erstarren. Ich setzte einen Fuß vor den anderen, versuchte dabei keinen einzigen Mux zu machen. Die Tür war nur noch wenige Meter von mir entfernt, aber sie kamen mir vor wie Kilometer. Als ich mich dann in Griffnähe der Türklinke befand, wollte ich schon zugreifen, doch dann verstummte das Rauschen des Wassers. Panisch blickte ich zu den Duschvorhängen, in der tiefen Hoffnung, die Fremde würde nun nicht die Vorhänge beiseite schieben splitternackt vor mir stehen. Ich stand wie erstarrt, konnte mich nicht regen, bis mich etwas fest an meinem Unterarm packte und nach hinten zog. Kalte, trockene Luft blies an meinem Gesicht vorbei und ehe ich wieder richtig sehen konnte, befand ich mich wieder bei Kat, die leise die Tür schloss und sich wieder zu mir drehte. Ich wartete nur auf einen sarkastischen Kommentar. „Hast du wenigstens das gesehen, was du sehen wolltest?“ Sie lachte. Ihr Lachen war schön, denn es steckte an, so lächelte ich sie auch an. „Keine Sorge.“, bemerkte sie. „Sie braucht etwas länger im Badezimmer.“ Ich nickt einfach nur zustimmend. „Du hast keine Ahnung wovon ich rede, oder?“ Wieder einmal nickte ich und lachte. Ich war froh, überhaupt jemanden zu haben, der mir hier irgendwie ansatzweise helfen konnte, was meine Ankunft im Camp anging. „Du willst wissen, warum ich du dich verstecken musst, was?“, fragte sie mich, aber ich starrte nur leer in ihre Augen, was ihr das Zeichen geben sollte, sie solle weiter reden. Dann fuhr sie fort: „Naja..“ Sie fing an, vor mir langsam hin und her zu laufen. „Es ist schwer zu erklären, vor allem für einen Neuling wie dich. Wenn ich es dir sagen würde dann...ich meine..- du würdest es eh nicht...“ Ich dachte nur, Komm' endlich zur Sache. Ich hörte wieder das Wasser im Badezimmer fließen, scheinbar duschte das andere Mädchen weiter. Kat schien bemerkt zu haben, wie mein Blick zur Badezimmer-Tür schweifte. „Das ist Vani. Sie ist sehr hübsch, findest du nicht?“, fragte sie mich mit einem komischen Ton, als würde sie jetzt eine Antwort erwarten. Ich widersprach: „Tut mir Leid, ich kann das nicht beurteilen. Ich habe schließlich meine Augen zugemacht.“ Sie lachte. „Scheinbar ist doch irgendwo ein charmanter Charakterzug in dir, wenn man's so nennen darf.“ Ich konnte dieses Mal nicht lachen, weil mir dann eine Frage in den Kopf sprang. Wieso konnte ich nicht einfach zum Leiter dieses Camps gehen und mich dort anmelden, anstatt mich hier in der Hütte eines Mädchens aufzuhalten, in der ich fast meine Karriere als Spanner gemacht hätte. „Sag' mal...“, begann ich. „Wo finde ich hier denn den Leiter dieses Camps?“ Nach meiner Frage begann sie, verschreckte, große Augen zu machen. „W...wieso?“, stotterte sie und näherte sich mir. Ich fragte mich, wieso es für sie nicht offensichtlich war, warum ich mich anmelden wollte. Dachte sie etwa, ich würde bei ihr in der Hütte leben? Ich hatte ganz sicher nicht das Bedürfnis danach. „Naja, meine eigene Hütte bekommen?“, bemerkte ich mit leerem Gesichtszug. Ich fühlte mich plötzlich unwohl, als Kat wie aus heiterem Himmel laut losprustete. Sie lachte mit Herz, aber irgendwie war auch Sarkasmus im Spiel. Schließlich endete ihr Gelächter und starrte mich wieder seltsam an. „Ach, das meinst du ernst?“, wunderte sie sich. „Oh, stimmt ja. Du warst ja noch nie hier.“ Sie pauste kurz und fuhr dann fort: „Ich hätte nicht lachen sollen, 'tschuldige. Fühl' dich jetzt aber nicht angesprochen. Ich hab' nicht über dich gelacht, sondern wegen deiner Unwissenheit...oh man, ich red' hier um den heißen Brei.“ Ich starrte sie nur mit zwei großen Fragezeichen in den Augen an. Ich dachte erst, das wäre hier ein Camp für Waisen, aber allmählich wirkte es immer mehr wie ein Asyl für Leute, die nicht richtig denken konnten. Sie fuhr mit ihrer Hand durch ihre rotbraunen Haare und sah plötzlich eher gestresst aus. „Phil. Geh' hier weg. Schnell.“ Ich trat einen Schritt zurück, als ich ihre Worte vernahm. Ihr Tonfall versicherte mir, dass sie sehr verunsichert war und es ernst meinte. Ich kannte dieses Mädchen zwar erst für ein paar Minuten, aber dennoch kam es mir vor, als würde ich sie schon alles über sie wissen, aber nur, für den Bruchteil einer Sekunde, dann verschwand dieses Gefühl. „Du musst gehen, solange du noch die Möglichkeit hast.“, sagte sie und nahm meine Hand. Sie wollte mich zur Tür führen, aber ich blieb erstarrt stehen und blickte ihr in die Augen. „Was wird das?“, fragte ich ernst. Ich war jetzt diesen weiten, verfluchten Weg gefahren und hab' meinen inneren Schweinehund überwunden, nur für dieses Camp. Und jetzt war ich scheinbar nicht erwünscht? Ich blickte kurz zu meinen Kleider hinunter und achtete anschließend auf die von Kat. Beide wirkten eher wie eine Uniformen als Alltagskleidung. „Na los, verschwinde. Die Zeit rennt uns davon. Ich war dumm, ich hätt' dich wieder umkehren lassen sollen.“, sprach sie immer und immer wieder, während sie an meinem Arm zerrte. Mein Kopf schmerzte, und das immer noch von dieser langen Autofahrt im Qualm, obwohl ich schon längst nicht mehr in diesem saß. Dann hörte sie auf an meinem Arm zu zerren, als hinter uns ein Geräusch ertönte – die Tür zum Badezimmer öffnete sich. Ich drehte mich abrupt um und sah ein junges Mädchen in einem blassen Nebel, der sich immer weiter legte, bis ich ihren Körper erkennen konnte. Um ihren Oberkörper war ein strahlend-weißes Handtuch gewickelt, ebenso um ihre Haare. Ihr Teint war ein blasses Braun und ihre Haut glänzte. Es war Vani. Mir stieg der Duft von Duschlotionen in die Nase, ich liebte diesen Geruch. Das Mädchen starrte mich und Kat verblüfft an, vor allem jedoch mich. Kat ließ von mir ab. „Kat?“, erwähnte sie und näherte sich uns gemächlich. „Wer ist das?“ Kat starrte nur wortlos auf das Mädchen. Sie wies einen eher verzweifelten und eingeschüchterten Blick auf. Erst jetzt bemerkte ich, dass eine blonde Locke aus dem Handtuch des Mädchens heraushing. Dann verengte Vani ihre Augen. „Oh nein, du hast doch nicht...“, sprach sie nun in einem ernsteren Ton und verstummte, während Kat noch unsicherer aussah, als zuvor. Dann geschah etwas völlig Seltsames, was ich mir selbst nicht erklären konnte. Unter meiner Haut leuchtete etwas Rötliches. Ich blickte unter meine Hand, doch da war nichts. Meine andere Hand tat es ihr gleich und als ich meine Beine begutachtete, schien es, als ob sie glühen würden. „Was..geschieht hier?“, fragte ich in einem panischen Ton und trat einen Schritt von den beiden, mit dem Blick auf meine Arme gerichtet. Als ich dann die beiden Mädchen ansah, blickten sie mich überrascht mit Augen, groß wie Tennisbälle, an. Nun waren meine Arme ebenfalls so rot-glühend wie meine Beine, die aus meiner Shorts herausguckten. Plötzlich meinte Vani: „Oh nein, es ist zu spät.“ Was mich natürlich noch mehr beunruhigte. Mein Puls müsste wahrscheinlich schon dem eines schnellen Techno-Beats gleichen, oder so. Als ich dann blinzelte, war dieses seltsame Glühen, als würde ich eine Taschenlampe unter meine Haut leuchten lassen, verschwunden. Dann blickte ich erneuert den Mädchen abwechselnd in die Augen, die sich dann gegenseitig ansahen. „Es ist zu spät, Kat.“, sprach Vani und blitzte Kat vorwurfsvoll an. „Er wird nicht mehr zurückkehren können.“
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: The Orphans Do Nov 24, 2011 4:17 pm | |
| Nur ein paar Worte, da ich echt baff bin:
Die Geschichte ist so geil geschrieben und so gut, dass ich mich Feders Meinung anschließe und sie...einfach wunderschön finde und einfach...toll ich kann nicht mehr dazu sagen...denn wahrscheinlich würde ich um den heißen Brei herum reden, aber die Geschichte...ist so oberhammer...geil *___* Ich liebe sie jetzt schon <3 |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: The Orphans Sa Nov 26, 2011 6:27 am | |
| Ui Cool, mal wieder ein richtig klasse Kapitel. Mir gefällt es mal wieder richtig richtig gut. Du hast mal wieder so geschrieben das man in der Geschichte drinn war, man war gefesselt in der Geschichte. Wie du dann vom aussehen her Kat und Vani beschrieben hast, klasse gemacht. Mir gefällt in deiner Geschichte jetzt schon Kat xD. Du bringst sie in deiner Geschichte voll cool rüber, so schlagfertig, ^^
Jetzt kann ich behaupten ich war in einem Camp. Dann fragt man mich in was für einen Camp denn ? Ich antworte: Ich war im Camp B.O, kennt ihr das nicht? Das ist von Phil´s Geschichte, ^^
Echt du kannst richtig richtig gut schreiben Phil, man kann sich alles so richtig bildlich vorstellen, man ist einfach in der Geschichte drinn, klasse machst du das richtig richtig gut.
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| | | Gast Gast
| Thema: Re: The Orphans Sa Nov 26, 2011 8:37 am | |
| Ich werde fast am Spieß serviert Der Regen machte immer noch stumpfe Geräusche auf dem Dach der Hütte, in der wir, dass heißt, zwei mir fremde Mädchen aus einem Camp, von dem ich dachte, es handle sich um eines für Waisen, uns gerade fassungslos anstarrten. Ich war wahrscheinlich der ahnungsloseste von uns Dreien. Zu diesem Zeitpunkt wünschte ich mir nichts anderes, als ein trockenes Zuhause, ohne weiteren Stress oder leuchtenden Gliedmaßen. Ich rieb mir immer wieder die Augen um mich zu vergewissern, dass mich nur meine Augen trügten, doch die überraschten Gesichtszüge von Kat und ihrer blonden Mitbewohnerin, jedenfalls glaubte ich, es wäre ihre Mitbewohnerin, zeigten mir, dass es nicht so war. Ich wurde auf Vani aufmerksam, als diese mit lautem Ton zu Kat sprach: „Was hast du getan? Du hast gerade gegen den größten Leitsatz unseres Bundes verstoßen, Kat. Weißt du, zu was das führen kann?“ Kat selbst schreckte ein wenig zurück, versuchte jedoch nicht eingeschüchtert zu wirken. Meine Gedanken schweiften umher, fanden aber keinen festen Punkt, weshalb ich einfach angespannt zwischen den beiden hin und her schaute. „Denkst du, es ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um das zu klären?“, weichte Kat der Anschuldigung aus und schaute zu mir. Dann spähte auch Vani in meine Richtung, ihre Haut fing an, wieder matt zu werden. Ihre Augen strahlten im Licht tiefblau, schauten aber eher traurig. Dann plötzlich glänzten ihre Augen, bis eine schillernde Träne über ihre Wange lief, an ihrer Stupsnase vorbei und an ihrem kleinen Mundwinkel verendete. Sie wendete sich von uns beiden ab und stürmte wieder ins Badezimmer und knallte die Tür. Ich konnte nicht nachvollziehen, was gerade vorgegangen ist, Kat schaute ihr nur ebenso mitfühlend hinterher, anschließend wieder zu mir. „Sorry. Das...das hat nichts zu bedeuten. Jedenfalls nichts, was dich betrifft. Denk' nicht weiter darüber nach.“, behauptete Kat und fasste mir an die Schulter. Ich fragte mich immer mehr, was das alles hier zu bedeuten hatte, aber ich war viel zu müde, als mich noch weiter damit auseinanderzusetzen. Ich wollte nichts mehr, als eine weiche Schlafgelegenheit, um meine Auge zuzumachen und abzuschalten. Meine Augen verrieten schon, wie müde ich sein musste, denn richtig schlafen konnte ich auf der Fahrt zum Camp überhaupt nicht. „Ich werde kurz Vani Gesellschaft leisten. Leg' dich hier hin und ruh' dich aus.“, bat Kat und zeigte auf das Bett von Vani. Ich atmete erleichtert. Als Kat im Badezimmer verschwunden war, schmiss ich mich förmlich seufzend auf das Bett. Es war kuschelig weich, fühlte sich schön auf meiner Haut an. Alles war still, nur das Rauschen des Regens füllte die Stille, doch es entspannte mich. Ich legte die weiße Decke über meinen Körper und legte meinen Kopf bequemer auf das kalte Kissen. Es fiel mir schwer, meine Augen offen zu halten, denn ich war todmüde. Das Licht verblasste immer und immer mehr von selbst, doch ich war zu erschöpft, darüber nachzudenken, wie das die Lampe schaffte. Ich war seit meinem Traum während der Fahrt zum Waisencamp nicht mehr so befreit und entspannt gewesen. Ich schloss meine trüben Augen und fiel in den Schlaf. Ich hatte diese Nacht nicht geträumt. Ich fühlte, dass ich schlief, doch ich träumte nicht. Dieses Phänomen hatte ich immer öfter. Ich nahm meine Umwelt ein kleines bisschen wahr, dennoch ruhte ich mich aus. Konzentrierte ich mich dann auf irgendwas, verlor sich dieses Phänomen und ich verfalle in einen gänzlichen Schlaf. Mein Schlaf wurde urplötzlich gestört, als mich jemand heftig an der Seite schüttelte. Im Halbschlaf hörte ich eine verzerrte, weibliche Stimme, die panisch irgendwas murmelte. Ich riss sofort meine Augen auf und sah zur Seite. Ich sah verschwommen die Gestalt eines Menschen, die an meiner Schulter zerrte. Ich rieb meine Augen und erkannte Kat mit erschreckter Miene. Der gesamte Raum war erhellt vom Tageslicht, welches durch die Fenster schien. Ich setzte mich auf, fuhr mir durch die Haare und hörte ihr zu: „Los Phil, schnell. Komm' mit.“ Bevor ich mich richtig auf die Beine stellen konnte, zog sie mich schon in Richtung Badezimmer und schubste mich fast schon gegen die Wandfliesen. „Bleib' hier und keinen Mux!“, mahnte sie und machte mit dem Finger eine Gestik vor ihre Lippe. Ich war noch völlig benommen und musste mich finden. Wenn das der typische Morgen im Camp O.B. sein musste, dann würde ich freiwillig auswandern. Dann verschwand Kat hinter der Badezimmer-Tür und verschloss es dieses Mal sogar. Ich drehte mich um und schaute durch das breite Fenster. Ich erblickte nun das, was gestern Nacht noch in Schwarz getaucht war. Ich sah in einen tiefen, grünen Wald voller Äste, grüner Blätter und winzigen Insekten, die herumschwirrten. Dann vernahm ich eine lautstarke, kräftige Stimme einer Frau. Sie brüllte: „Katja!! Du bist viel zu spät! Du hättest schon vor 15 Minuten auf dem Hauptplatz sein müssen.“ „Es tut mir Leid. Mir ging es vorhin nicht gut, deswegen bin ich etwas später aufgestanden.“, behauptete Kat und ich wusste, dass sie log. „Abmarsch!“, schrie die ältere Frauenstimme mit Elan, bis es nach einem lauten Türknallen still wurde. Nur einige leise Stimmen von außerhalb konnte ich noch vernehmen. Ich fasste mir müde an den Kopf. Kaum war ich wach, schon geschah wieder so etwas Verrücktes, wovon ich keine Ahnung hatte. Aber eines wusste ich: Etwas ging hier nicht normal vor. Mir war nicht bewusst, wieso ich jetzt hier im Badezimmer eingeschlossen wurde, doch wahrscheinlich würde ich alles, was ich wissen wollte, noch früh genug erfahren. Also beschloss ich, mich im Spiegel zu betrachten. Meine dunklen Haare standen überall ab und meine Augenringe waren nicht zu übersehen. Ich hatte immer noch das gleiche rote Shirt und die Shorts an, nur fragte sich jetzt, was sollte ich jetzt machen? Ich war hier eingeschlossen und mehr als rumsitzen konnte ich hier nicht. Deshalb beschloss ich, zu warten. Und zu warten. Ich wartete jetzt gefühlte 4 Stunden in diesem Badezimmer, aber die Sonne, die durch das Fenster schien, verriet mir, dass es noch früher Vormittag war. Unzählige Gedanken und Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Was hat es mit diesem roten Leuchten auf meiner Haut auf sich gehabt? Wieso war Vani so aufgebracht? Und warum um Gottes Willen werde ich hier im Badezimmer versteckt? Mein Kopf drohte schon wieder, zu schmerzen, sobald ich weiter auf diese Gedanken einging, deshalb beließ ich es dabei. Die weißen Fliesen glitzerten im Sonnenlicht und blendeten mich, sobald ich direkt hinsah. Allmählich wurde die Luft im Badezimmer immer wärmer und stickiger, doch einen Schalter für eine Klimaanlage konnte ich auch bei weiterem Suchen nicht finden, weshalb ich einfach das Fenster auf kipp stellte. Eine leichte, kühle Brise lüftete das Badezimmer. Ich hörte nun entferntes Vogelgezwitscher und leise Stimmen, die in den Naturgeräuschen verstummten. Dann kam mir eine Idee, die zwar Kat's Aufforderung, ich sollte hierbleiben, widersprach, jedoch mir die Möglichkeit gegeben hätte, mich endlich normal anzumelden. Ich wusste zwar nicht, ob die Idee nun gut oder schlecht war, denn Kat hatte mir doch ausdrücklich gesagt, ich sollte mich hier unbemerkt aufhalten. Aber neugierig wie ich war, redete ich mir ein, ich würde doch nur mal kurz den Kopf aus dem Fenster strecken, um mir die Umgebung genauer ansehen zu können. Also legte ich den Riegel des Fensters um und zog kräftig in meine Richtung. Dann schaute ich hinaus und atmete die frische Luft ein, ein Genusstun. Ich sah die Farben des Waldes nun noch deutlicher und das Vogelgezwitscher war lauter. Ich erkannte nun, dass diese Hütte direkt vor einem Wald gebaut wurde und als ich rechts die Hüttenwand entlang schaute, erblickte ich wenige Meter neben Kat's Hütte noch eine weitere. Und streckte ich den Kopf noch weiter heraus, konnte ich noch eine erkennen. Scheinbar würde es noch mehr Hütten geben, aber das würde ich nur herausfinden, wenn ich jetzt hinaussteigen würde. Also stand mein Entschluss fest: Ich musste jetzt endlich mal herausfinden, was Kat so Sorgen bereitete, und zwar irgendwas, was in Zusammenhang mit mir stand. Ich packte mit beiden Händen fest am Rahmen des Fensters, stützte mich ab und legte mein Knie ebenfalls auf den Rahmen. Ich hielt mich an der Seite des Fensters fest und wollte das andere Knie ebenfalls hochziehen, doch das Fenster war so schmal, dass ich mich beim Erheben den Kopf am Haupt des Rahmens stieß, das Gleichgewicht verlor und mit vollem Körpereinsatz in den Dreck stürzte. Ich kam mir blöd vor. Wenigstens war keiner anwesend, um sich wegen meinen Unfall zu belustigen. Mein Kopf lag im Gras und ich sah einige kleine Käfer umher krabbeln, bis einige Stimmen aus der Ferne meine Aufmerksamkeit erregten. Ich blieb zur Sicherheit auf dem dreckigen, vom Sonnenlicht erwärmten Erdboden liegen. Nach einiger Zeit bewegte sich dann etwas rechts im Wald, aber ich war mir sicher, dass es sich nicht um ein Eichhörnchen oder ein Reh handelte. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich dann eine Gruppe von jungen Leuten, die genau solch gelbe Shirts trugen, wie es Kat tat, nur waren die schon mit Schmutz bedeckt. Es waren 4 Personen, die sich vorsichtig umsahen und durch den Wald streiften. In der Hand hielten sie Etwas, was ich aus dieser Entfernung nicht zuordnen konnte. Ich hatte gehofft, unter diesen vier Leuten wäre Kat, doch ich konnte ihre Gesichter zwischen den Ästen und Blättern sind nicht erkennen. Für einen Moment dachte ich, eine der Personen hätte mich entdeckt, als sie zu Boden schaute und mich durchfuhr ein Schrecken, doch ich täuschte mich. Die vier führten ihren Gang fort zu den Hütten neben mir und verschwanden in einer Gasse zwischen zwei Hütten weiter rechts von mir. Ich wollte instinktiv hinterher, so erhob ich mich, während ich beim Aufstehen kurz mit dem rechten Knie schmerzhaft einknickte. Hoffentlich hatte der Sturz mir nicht zu Übel zugesetzt. Ich stellte mich eng an die Hüttenwand, klopfte mir noch den Rest des Schmutzes von meinem Klamotten und blickte zwischen der Hütte aus der ich kam und rechts von mir. Ich erspähte einen ebenen, hellen Platz und um diesem herum waren noch weitere Hütten. In der Mitte ragte ein überwältigender Strauch aus einem Beet mit schwarzer Erde in die Höhe. Um diesen herum blühten im Gegensatz zum Strauch winzige Blümchen in allen erdenklichen Farbe. Es schien, als würde sich immer jemand um dieses Beet kümmern, so prächtig wie es blühte. Dann erschien die kleine Gruppe, die ich noch vor wenigen Momenten beobachtet hatte, auf dem großen Platz und lockerte sich. Sie unterhielten sich miteinander und setzten sich an das Beet. Nun konnte ich sie besser erkennen. Es waren zwei Mädchen und zwei Jungen. Das eine Mädchen hatte blondes, langes Haar, welches im Sonnenlicht weiß erschien. Es war die Kleinste unter den Vieren. Das andere Mädchen hatte schwarzbraunes Haar bis hin zu den Schultern, was aber deutlich kräftiger als die Blonde war. Dann waren da noch die zwei Jungs. Einer von ihnen hatte kurzes, schwarzes Haar und ein männlichen Körperbau. Sein Gegenüber besaß blondes Haar, das an den Seiten bis über seine Ohren ging. Ich wäre jetzt liebend gerne zu ihnen gegangen und nach Auskunft gefragt, aber was hatte Kat gesagt? „Bleib' hier und keinen Mux!“ Aber da ich mich schon geweigert hatte, im Badezimmer sitzen zu bleiben, konnte mich auch gleich zeigen lassen. Aber kurz bevor ich losgehen wollte, standen die beiden Mädchen auf und verschwanden in einer Hütte weiter hinten auf dem Platz. Die beiden Jungs unterhielten sich derweil, scheinbar über die zwei Mädchen. Ich atmete tief durch und setzte dann einen Schritt in Richtung Strauch. Ich ging durch die beiden Hütten hindurch und hatte meine Augen auf die zwei sitzenden Jungs. Ich wusste nicht, was jetzt geschehen würde, aber so, wie ich das hier nun alles mitbekommen hatte, würden die sich genau so seltsam verhalten, wie alle, die ich bisher im Camp kennengelernt hatte. Dann wurden sie auf mich aufmerksam und sprangen wie von einer Tarantel gebissen auf und gingen ein paar Schritte zurück. Kaum war ich am Strauch angekommen, schon fluchten sie: „Wer bist du? Was hast du hier verloren?“ Wie ich vorausgesagt hatte. Die im Camp sind alle irgendwie seltsam veranlagt. „Ich bin Phil.“, stellte ich mich vor, während es schon fast schien, als würde sie sich gleich auf mich stürzen und mich verdreschen. „Ich bin neu hier.“ Dann verfielen sie von ihrer Angriffshaltung zu einer normalen. „Was soll das heißen, neu hier?“, fragte der blond-haarige Junge und kam näher. „Wie meinst du das?“, wollte ich wissen und betrachtete seine Augen. Sie waren dunkelbraun. Er schaute kurz zum anderen Jungen, der sich mir dann ebenfalls näherte. Er sagte: „Sag' mir, wann bist du hierhergekommen?“ Eigentlich war ich ja der, der etwas wissen wollte, aber nun verlief alles wieder mal nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. „Letzte Nacht.“, antwortete ich locker, ohne bewusst zu sein, wie sie nun darauf reagieren würden. Sie machten große Augen und starrten mich von oben bis unten an. Dann flüsterten sie sich etwas zu und verschwanden wortlos in der Hütte, in der auch die Mädchen gegangen waren. Ich wollte hinterher, aber irgendwas hielt mich. Wieder einmal reagierte jemand völlig abwegig auf mich, sobald ich anfing, mit jemanden zu reden. Abgesehen von Kat hatten sich alle von mir entfernt oder sich seltsam verhalten. Was machte ich denn falsch? Was war an einem Jungen, der keine Eltern mehr hat und deshalb in ein Waisencamp auswandert, falsch? Ich meine, was war daran außergewöhnlich? Oder war dies überhaupt kein Camp für Waisen und der Taxifahrer hatte mich in eine völlig andere Gegend gefahren? Vielleicht war dies also doch eine Heimat für etwas andere. Da scheinbar sowieso alle vor mir wegliefen, verstand ich Kat's Reaktion überhaupt nicht, mich im Badezimmer einzusperren. Ich trat dem Strauch näher. Der Wind wehte durch meine Haare und fühlte sich noch ein wenig kühl auf meiner Haut an. In der Ferne sah ich wieder den Wald. Er erstreckte sich über eine gigantische Fläche. Wenn ich mich wendete, war dort ebenfalls der Wald. Seltsam, denn ich konnte mich nicht erinnern, durch einen Wald zum Camp gegangen zu sein. Vielleicht täuschte ich mich auch nur, denn es war schließlich auch stockdüster. Ich berührte ein langes Blatt des Strauches. Es fühlte sich seltsam weich an, wie das Kissen von letzter Nacht. Ich hielt es strammer und riss die Spitze des Blattes ab. Das sollte ich bereuen. Denn es ertönte eine lautstarke, heulende Sirene in meinen Ohren. Ich ließ das Blatt los, hielt mir krampfhaft beide Ohren zu und blickte panisch um mich. Ich sah, wie sich Gestalten im Wald bewegten und immer größer wurden. Dann erregten die Dächer der Hütten meine Aufmerksamkeit, denn aus ihren Schornsteinen, wobei mir auffiel, dass ich in der Hütte keinen Ofen oder derartiges gesehen hatte, schossen Unmengen von kristallklarem Wasser mit einer gewaltigen Wucht in die Höhe, doch die Wasserstrahlen, die sich mit einem Regenbogen im Sonnenlicht spiegelten, wurden dann in die Mitte gesogen, bis sich alle Strahlen trafen. Die Sirene drohte immer noch, meine Trommelfelder zu zerreißen. Ich schaute über mir und entdeckte eine schwebende Wassermenge, die abrupt herunterfloss und eine Art umgedrehter Strudel um einen kleinen Radius außerhalb des Beetes entstand, der sich über mir schloss. Ich war nun umgeben von einer dünnen Wasserschicht und über mir lief diese spiralförmig zu. Ich konnte nur verschwommen die Außenwelt erkennen. Es standen irgendwelche Personen um den Strudel und beobachteten dieses Ereignis. Diese kreisenden Bewegungen des Strudels verlangsamten sich immer mehr, bis er plötzlich zu einer harten, schillernden Eiswand erstarrte. Ich hörte die Sirene nur noch stumpf. Ich blieb vor Schreck regungslos wie das Eis um mich herum stehen. Ich war zu überwältigt, um gerade zu verarbeiten, was gerade geschehen war. Als die Sirene abklang, hörte ich leise Stimmen, die von den Menschen draußen kam. Es wurde allmählich kälter und mein Atem war nun auch deutlich zu sehen. Die Personen rückten alle näher und standen direkt vor dem Eis, sie hoben alle ihre Hände in die Höhe. Dann begann das feste Eis wieder zu schmelzen und schwebte wieder über mir. Nun standen fremde Menschen vor mir. Sie trugen, wie alle, die ich bisher in diesem Camp gesehen hatte, gelbe Uniformen. Ich blickte um mich herum, überall standen mir unbekannte Menschen. In der Menge konnte ich die vier jungen Personen erkennen, die vorhin vor dem Strauch gesessen haben. Alle starrten mich mit einer wütenden Mimik an. Einige von ihnen hielten Speere in der Hand, die danach schreiten, aus der anderen Seite meines Körpers wieder herauszuschauen. Ich fühlte mich, als würde ich gleich gesteinigt werden, weil ich ein kleines Blättchen abgerissen hatte. „Du Bandenloser. Was hast du hier zu suchen?“, brüllte ein großer, protziger Kerl, zu dem ich hochschaute. Er hatte einige Narben am Kinn und an der Wange, große, dunkelgrüne Augen und braune Stoppeln auf dem Kopf. Er hatte breite Schultern und war ein Kopf größer als ich. Ich fühlte mich definitiv eingeschüchtert und wäre gerne schreiend weggelaufen, wenn mir das möglich gewesen wäre. Auf seinen Schultern trug er goldfarbene Schulterklappen, die ihn von anderen unterschied. In seinen Händen hielt er ein blaues, geschmücktes und vor allem spitzes Speer, dass er mir vor die Brust hielt. Ich versuchte verzweifelt einen Ton herauszubringen, doch mir kam der Muskelprotz zuvor. „Du hast unser Bandenzeichen zerstören wollen, ist es nicht so?“, brüllte er mich an, während wahrscheinlich sein gesamter Speichel in meinem Gesicht landete. Ich hätte am liebsten zurück gespuckt, wäre ich nicht so eingeschüchtert gewesen. Er tippte mit dem Speer auf meine Brust und drohte so, mich aufzuspießen. „Bandenlose sind Dreck. Und Dreck muss beseitigt werden, ist es nicht so?“, schrie er in die Runde, während viele der Menschen ihm zustimmten und ihre Speere erhoben. Ich bereite mich schon vor, zu sterben. Ich dachte ja immer, irgendwann würde es mit mir zu Ende sein, aber niemals auf so eine Art. Vielleicht würde ich sogar noch am Spieß gegrillt, so, wie der aussah, traute ich dem das zu. Mir lief ein Schweißtropfen die Stirn hinunter und ich kniff die Augen zusammen. Dann brüllte er wie ein Gorilla und ich wusste nun, dass er ausholte. Urplötzlich ertönte eine mir bekannte Stimme in meinen Ohren, die von Kat. „HALT!“, schrie sie. Doch als ich dann ein splitterndes Geräusch vor mir hörte, dachte ich, er hätte nun meinen Brustkorb durchbohrt. Ich öffnete reflexartig die Augen und sah meinen Gegenüber nur noch verschwommen durch eine weiße Eisschicht, die in der Mitte brüchig war. Wo vorher zwischen dem jungen Mann und mir nur Luft war, schwebte nun eine rechteckige, schwebende Eiswand. Dann verflüssigte sich dieseund das kalte Wasser fiel zu Boden und spritzte in alle Richtungen. Ich sah den erschreckten Muskelprotz vor mir, der sich plötzlich umdrehte, als Kat aus der Menge trat. „Bringt ihn nicht um.“, bat sie in einem ernsten Ton. „Er kann nichts dafür, dass er sich hierher verlaufen hat. Ich bin ihm im Wald begegnet und hab' ihn verscheucht. Er hat sich an einem Stein gestoßen und ist jetzt wahrscheinlich etwas balla im Schädel.“ Ich blickte sie nur seltsam an und für den Bruchteil einer Sekunde sah sie zu mir rüber und versicherte mir, sie hätte einen Ausweg. „Oder glaubt ihr, ein vom Verstand her gesunder Bandenloser würde freiwillig in ein Camp spazieren und den Tod riskieren?“ Dann flüsterte die Menge und starrten mich an. „Lass' ihn gehen, wir wären nicht besser als der Bund der Nacht.“ Für einen Moment war es außer dem Vogelgezwitscher still. Alle Augen waren auf mich gerichtet und ich fühlte mich unwohl. Der Muskelprotz seufzte, senkte sein Speer und brüllte: „Dann bring' dieses Häufchen Elend zurück zum Wald, sonst mach' ich Hackfleisch aus ihm.“ Seine blutrünstiger Blick bohrte sich durch meine Augen und mir eine Gänsehaut über die Haut jagte. Ich schaute zu Kat. Sie packte mich hart am Handgelenk und befahl mir laut: „Na los, Bandenloser. Wird’s bald?“ Sie zog mich in Richtung Wald, die Menge schritt zur Seite und ich folgte ihr widerwillig. Wir verschwanden nach wenigen Metern hinter einer Hütte, welche die Sicht der Menge auf uns verhinderte. Dann lockerte sich ihr harter Griff und sie schaute mir in die Augen. „Was hast du getan? Ich hab dir doch gesagt, du sollst im Badezimmer bleiben!“, schimpfte sie im Flüsterton. „Na toll, jetzt wissen sie, dass es dich gibt.“ Ich fühlte mich schuldig und unverlässlich, weil ich nicht auf sie gehört hatte. Aber schließlich war es nicht nur meine Schuld, denn sie hätte mir wenigstens sagen können, was hier vor sich ging. „So, jetzt hör' mir zu. Du hast dir diese Suppe eingebrockt und jetzt liegt es auch an dir, sie auszulöffeln. Du musst dich jetzt erstmal im Wald aufhalten, du hast keine andere Wahl“, bemerkte sie und zeigte in den Wald. „Versteck' dich vor allen, was dir in die Quere kommt. Komme niemals einen der Lager zu nahe. Wenn die Sonne vom Horizont verschwunden ist, achte auf die Abendflammen, die dir den Weg zeigen. Folge ihnen. Ich werde dort auf dich warten. Aber hey,“ Sie mahnte mit dem Finger, „sei vorsichtig.“ Sie klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und verließ mich dann. Ich wollte nicht, dass sie geht. Mir ging das alles viel zu schnell. Vor wenigen Minuten wurde ich noch fast lebendig aufgespießt und jetzt wurde ich in den Wald, wie ein Hund, den seine Besitzer nicht mehr haben wollten, ausgesetzt. Ich hörte noch vereinzelte Jubelrufe, bis ich dann dem Wald ins Gesicht sah und mich in diesen begab. |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: The Orphans Sa Nov 26, 2011 10:46 am | |
| WoW tolles Kapitel *___* Ich wiederhole mich nur ungern aber die Geschichte wird immer toller und brisanter *_* |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: The Orphans Di Dez 06, 2011 2:04 pm | |
| Duuu das ist mal wieder eine richtig coole geschichte *-* hammer cool *-* möchte gerne weiterlesen (mir geht es bloß immoment nicht soo besonders)
Wenn das der typische Morgen im Camp O.B. sein musste, dann würde ich freiwillig auswandern. <-- O.B. du hast dich vertan |
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| Thema: Re: The Orphans | |
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| | | | The Orphans | |
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