Soll ich die ersten zwei Kapitel noch mal neu machen?
Ja
17%
[ 1 ]
Nein
83%
[ 5 ]
Stimmen insgesamt : 6
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Samtstern Guardian
Alter : 24 Beiträge : 2876 Anmeldedatum : 20.05.10
Thema: Geschichte ohne Namen (bitte Vorschläge!) So März 31, 2013 12:26 pm
Ich hab meine alte Geschichte wieder aufgegriffen :3 Hier sind alle Kapitel (im Moment gehts erst bis 3). Have fun! xD Verbesserungsvortschläge und Namensvorschläge sind immer erwünscht. Ich hab mir vllt. so was überlegt wie: "Deine Zeit läuft ab" oder so was xD Bitte stimmt auch ab :3
Kapitel 1:
„Nein, bitte nicht! Hör auf! Lass mich in Frieden!“ Das junge Mädchen versuchte wegzurennen, aber ich hielt sie in meinem eisernen Griff fest. „Warum? Warum bist du nur so ein Monster?“ schrie das Mädchen mit lauter, durchdringender Stimme. Monster. Das war ich wohl. Und es gefiel mir, wie sie mich da nannte. „Lass mich los!“ Ich gewährte ihr den Wunsch und ließ sie gegen die Wand fallen. Das Mädchen, welches ich noch nie gesehen hatte sank zusammen und blieb ohnmächtig auf dem harten Boden liegen. Ich mochte es, anderen Schmerzen zuzufügen. Auf eine gewisse Weise gab mir das ein Gefühl der Macht und der Genugtuung. Ich machte so etwas jeden Tag und zwar meistens öfter wie nur einmal. Jeden Tag fügte ich anderen Schmerzen zu, vermieste ihnen den Tag oder spielte ihnen Streiche. Wir befanden uns auf dem Schulhof, genau dort wo wir eigentlich nie hindürfen. Aber so was ich mir egal. Warum es mir egal ist? Weil ich jede Woche beim Direktor der Schule lande. Diesen Strebern, die es in unserer Schule gibt wär das sicher nicht egal – Sie würden sicher ausrasten und weinend vom Büro unseres Direktors zurückkommen. Warum ich noch keinen Schulverweis bekommen habe? Weil sie Mitleid mit mir haben und denken, dass ich irgendwann diese Phase überwinden kann. Aber wie soll das bitte funktionieren, wen ich das nicht will? Wieso können sie mich nicht verstehen? Sollen sie doch sich selbst helfen, ich brauche ihre Hilfe nicht. Sollen sie sich doch um ihr eigenes Leben kümmern. Bei was sie mir helfen wollen? Sie wollen mir helfen den Tod meiner gesamten Familie zu überwinden. Immer wenn ich daran dachte, durchfuhr mich ein schaudern. Vor einigen Monaten sind meine Familie und ich weggefahren. Wir wollten zu meiner Tante fahren. Und als wir auf der Autobahn waren, mussten wir bremsen, da vor uns zwei Autos ineinander gefahren waren. Wir kamen knapp vor dem Unfallort zum Stehen, doch der Lastwagenfahrer hinter uns konnte nicht mehr bremsen und fuhr mit voller Geschwindigkeit in unser Auto. Meine Eltern wurden durch die Frontscheibe transportiert, mein Bruder und meine Schwester schleuderte es nach vorne. Doch all das nahm ich damals nicht richtig wahr, da ich spürte, wie ich selbst nach vorne gerissen wurde. Irgendwie versetzte mich das nun wieder in diese Zeit, die für mich eine der schlimmsten Zeiten in meinem Leben war. Ich spürte wieder dieses beklemmende Gefühl, ich spürte das heiße Blut auf meinem Körper, dass sich schnell zu einer Blutlache erweiterte. Es war eine Nahtod-Erfahrung, die mich mein ganzes Leben begleiten würde. Es kam mir damals so vor, als ob ich die Engel hören könnte, als ob mein ganzes Leben an mir vorbeirauschen würde. Und dann hatte ich die Augenlider geschlossen und alles wurde schwarz. Ein paar Stunden später wachte ich im Krankenhaus auf, ich hatte schwere Verletzungen besonders am Kopf. Natürlich hatte ich gefragt, wo meine Eltern waren und meine Geschwister. Aber der Arzt im Krankenhaus schüttelte nur den Kopf und sagte mir, dass man nichts mehr für sie hatte tun können. Und in diesem Moment war für mich die Welt zusammengestürzt. Ich hoffte nur, dass das alles ein schrecklicher Traum war, aber es war die blanke Realität. Ich hatte das wichtigste in meinem Leben verloren. Nicht daran denken, sonst geht es dir auch nicht besser, Amy. Ja, meine Eltern hatten mich Amy genannt. Warum? Weil sie den Namen so schön finden und weil sie finden, dass er einfach zu mir passt. Nein, der Name passt nicht wirklich zu mir. Amy bedeutet nämlich „die Geliebte“. So und wo ist denn mein toller Lover Boy? Der Pausengong riss mich aus meinen Gedanken. Wie lange stand ich jetzt in Gedanken versunken neben dem Mädchen, dass immer noch ohnmächtig war? Keine Ahnung. Ich betrachte das Mädchen noch kurz. Es hatte kastanienbraune, gelockte Haare und eine olivfarbene Haut, die ihre Haarfarbe gut unterstrich. Ein Traum von einem jeden Jungen. Ich ließ sie dort liegen, wo sie war und machte mich auf dem Weg zu Mathe. Während mein Mathelehrer irgendetwas faselte, was ich sowieso nicht verstand kritzelte ich auf meinem Tisch rum. Man braucht Mathe zwar für viele Berufe, aber wer will denn schon Mathematiker werden? Wer will schon so einen langweiligen Job ausführen? Vielleicht landen die Streber aus unserer Klasse irgendwann mal in einem Büro und langweilen sich dort zu Tode. Der Lehrer fragte mich etwas, was ich nicht verstand, aber ich antwortete ihm nicht. „Fräulein, ich rede mit ihnen“ fuhr er mich an. Doch ich schaute weg und tat so, als ob nichts gewesen wäre. „Was soll ich dir nur für eine Note in Mathe geben?“ fragte er mich und ließ von mir ab. Als ob mich das interessiert. Ich hasse Mathe, ich hasse meinen Lehrer und am meisten hasse ich seine dummen Fragen. Die nächsten drei Stunden gingen schnell vorbei und ich war froh, als ich endlich in den Bus einsteigen konnte und nach Hause fahren konnte. Als mich irgend so ein Schwachkopf fragte, ob neben mir noch ein Platz frei war, verpasste ich ihm einen Tritt ans Schienbein. „Hau ab und lass mich in Ruhe“ sagte ich und sah zu, wie der Junge mit Tränen in den Augen weiter nach hinten ging. Tja, das hat er eben davon wenn er mich fragt. Ich rede nicht gern. Ich hasse es, etwas über mich zu verraten und anderen einen Einblick in meine ach so dunkle Seele zu geben. An der Haltestelle, die zufälligerweise vor meinem Haus war, stieg ich aus und ging nach Hause. Ich hätte kein zu Hause mehr, hätte meine Tante mich nicht aufgenommen. Sie ist die einzige, die mich versteht aber leider ist sie so wenig zu Hause, da sie arbeiten geht. Sie arbeitet in einer Arztpraxis, irgendwo am Stadtrand. Wo weiß ich aber nicht mehr. Am Haus angekommen nahm ich den Schlüssel, der unter der Fußmatte lag, um aufzuschließen. Drinnen duftete es nach warmen Essen, meine Tante musste wohl das Essen vorbereitet haben, also musste sie früher zurückgekommen sein. Der Geruch von Spaghetti lag in der Luft. Ich mochte Spaghetti, sie waren mein Lieblingsessen. Als kleines Kind wollte ich immer Spaghetti zu essen haben, morgens, mittags und abends. Da war ich vielleicht 6 Jahre alt. Und meine Eltern hatten sehr oft Spaghetti gekocht, nur für mich. Die Erinnerung an meine Familie schmerzte, wie immer wenn ich an sie dachte. „Wie war es in der Schule?“ fragte sie mich mit liebevoller Stimme. Sie hatte mich schon bemerkt, bevor ich in unser Esszimmer gehen konnte. „Gut, nur unser Mathelehrer hat mir mal wieder den Tag versaut“ sagte ich. „Iss doch erst mal etwas, Amy.“ Ich saß über meinem Teller Spaghetti. Der Rest des Tages war langweilig und ging schnell vorüber, da ich ein altes Buch meiner Tante gefunden hatte und dieses nun las. Meine Finger fuhren über den Umschlag, der Titel des Buches war nicht mehr zu erkennen. Das Buch war sehr zerlesen, aber es war sehr spannend. Als es Abend wurde, machte ich mich Bett fertig, duschte mich und kämmte mein nasses Haar. Mal sehen, was mir meine Träume dieses Mal zeigen würden. Seit meiner Nahtod-Erfahrung hatte ich nämlich die Fähigkeit, von der Zukunft zu träumen. Bald schlief ich ein und mein Geist glitt in die Traumwelt über.
2. Kapitel:
Wo war ich? Alles war schwarz um mich herum und ein merkwürdiges Gefühl überkam mich. Wie … wie als ob ich schon mal an diesem Ort gewesen war. Auf einmal fiel es mir ein. Hier war ich, als mein Leben fast geendet hat. Der Unfall … Genau das habe ich gesehen als ich fast umgekommen bin. Hier schien es zeitlos zu sein, ich schien in einem schwarzen Nachthimmel ohne Sterne und Licht zu schweben. Orientierungslos sah ich mich um. Aber an diesem Ort gab es nichts außer dass Dunkel der Nacht. Dieser Ort war trostlos und er schien nie zu enden. Und auf einmal war da dieses Licht. Dieses Licht, dass das dunkeln erhellte und einen blendete. Ich schloss meine Augen, da ich so geblendet worden war, dann öffnete ich sie wieder als ich durch meine geschlossenen Augenlider spürte, dass das Leuchten nachließ. Und auf einmal stand da ein Engel. Er war unglaublich schön, alles an ihm war vollkommen. Seine Haut sah weich und zart aus. Er hatte mandelförmige, eisblau Augen, die Funken zu sprühen schienen. Seine Mundwinkel waren zu einem Lächeln verzogen, er freute sich anscheinend mich zu sehen obwohl ich ihn noch nie gesehen hatte. Seine Flügel waren reinweiß. Die Farbe seiner Flügel unterstrich sein kurzes, braunes Haar. Er hatte ein cremefarbenes Gewand an und keine Schuhe. Natürlich, wofür brauchte ein Engel schon Schuhe ? Aber halt mal! Engel gibt es doch gar nicht? Engel sind nur ein Märchen, das man in der Kirche erzählt? Oder war das hier echt? „Wer … Wer bist du und was willst du von mir?“ stammelte ich. Sein Mund bewegte sich beim Sprechen nicht, aber ich hörte eine Stimme in meinem Kopf, die so wunderschön war wie der Klang eines Glockenspiels. „Ich bin Serafin, dein Schutzengel, Amy. Ich bin hier um dich zu warnen.“ Zu warnen? Wovor den? Woher kannte er meinen Namen? Ach so, Schutzengel kennen die Namen ihrer Schützlinge. Wenn es so was wie Schutzengel überhaupt gibt. Wo war denn mein toller Schutzengel als meine Familie ums Leben gekommen ist? Als ob er meine Gedanken gelesen hätte antwortete er, ich hörte seine Stimme in meinem Kopf. „Ich bin dein Schutzengel und nicht der von deiner Familie. Deine Familie erlag ihren schweren Verletzungen, wir konnten nichts mehr für sie tun. Sie sind bei uns und eines Tages werdet ihr zusammen sein.“ Er machte eine kunstvolle Pause. „Wie gesagt, ich bin hier um dich zu warnen.“ Hörte ich ihn in meinem Kopf sagen, seine Stimme hallte in meinen Gedanken nach. „Wovor denn?“ fragte ich, meine Stimme überschlug sich. „Vor dir selbst. Du bist zu weit gegangen. Du weißt genau was ich meine.“ Serafins Stimme drang scharf wie ein zweischneidiges Schwert in meine Gedanken ein. Ich schluckte. Ja, ich wusste was er meinte. Alle, die ich verletzt hatte, alle denen ich Streiche gespielt hatte. Die meinte er. „Ja, toll dann tue doch was dagegen. Dann hilf mir doch es zu bessern statt jetzt einen auf großen Engel zu machen!“ hörte ich mich schreien. „Darum bin ich doch hier.“ antwortete Serafin ruhig, als ob er nichts mitbekommen hätte. „Du musst dich ändern, sonst bist du verloren.“ „Verloren? Wie meinst du denn das?“ fragte ich und meine Stimme war so hoch wie noch nie – Als ob dieses Treffen nicht schon peinlich genug wäre. Ich hatte meinen Schutzengel angeschrien. „Wenn du es nicht schaffst, dich in einem Jahr zu ändern wirst du an einem qualvollen, langen Tod sterben und wirst für immer hier sein.“ Er blickte sich um und sah in das schwarze nichts, das uns umgab. Ich überlegte. War das hier so was wie eine Hölle? Nein, da fehlte noch so was wie Flammen oder so was wie ein Teufel oder etwas anderes schreckliches. Aber trotzdem für immer hier sein also ich weiß ja nicht … „Was kann ich denn tun?“ fragte ich ihn. Gerade eben hab ich ihn doch noch gesehen, wo ist er jetzt hin? Dort wo er stand war nur noch Schwärze, er hatte das Licht fortgenommen. Und ich war wieder alleine in der Schwärze und wusste, dass das hier vielleicht bald Realität sein könnte. „Hör auf dein Herz“ hörte ich noch eine Stimme in meinem Kopf, die weit entfernt war. „Dann kannst du alles erreichen.“ Dann war die Stimme weg. Na toll. Das hat mir jetzt ja so was von geholfen. Und jetzt? Jetzt haut Serafin oder wie auch immer dieser „Schutzengel“ heißt wieder ab. Das war ja eher kontraproduktiv. Irgendwie schweiften meine Gedanken wieder zu etwas, was dieser Engel zu mir sagte. Langer, qualvoller Tod … Was meinte er damit? Kommt irgendein Mörder um die Ecke, der mir ein Messer in den Nacken wirft? Verrecke ich ganz langsam irgendwo in einer Ecke? Oder werde ich auf einen Scheiterhaufen geworfen und wie eine Hexe verbrannt? Lieber nicht darüber nachdenken, Amy. Aber halt mal, ich träume doch nur. Vielleicht war es ja auch nur einer der „normalen“ Träume die ich auch manchmal hatte. Aber dafür fühlte es sich doch viel zu echt an. Und dann wachte ich auf. Mein Wecker klingelte. Ich dachte, dass dieser Traum jetzt wieder verschwand und ich ihn vergessen würde wie die anderen Träume. Aber nein, ich sah alles noch gestochen scharf vor meinen tränenverschwommenen Augen. Wieso waren sie verschwommen? Ich hab doch nicht geweint verdammt noch mal! Genervt schaltete ich den Wecker aus. Ich hasse diesen Wecker. Diese nervige, schrille Melodie die jeden Morgen erklingt. Ich hasse es einfach. Ich hasse es allgemein aufzustehen und vor allem hasse ich es in der Schule zu sitzen. Schnell zog ich mich an, kämmte meine kastanienbraunen Haare und machte mich auf den Weg nach unten . Meine Tante begrüßte mich mit einem fröhlichen „Guten Morgen“ und ich grüßte fröhlich zurück obwohl mir gar nicht dazu zumute war. Im Stehen nahm ich mein Frühstück ein, ein Glas Orangensaft und ein Toastbrot, bestrichen mit Marmelade. Schnell packte ich mir ein Butterbrot und einen Apfel ein und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Als der Bus kam und ich einstieg, schienen wohl alle meine Nähe zu meiden denn wie immer war ein Doppelplatz für mich frei. Ich setzte mich auf den Doppelplatz, stellte meinen lästigen Schulranzen neben mich und holte mein Handy raus. Mein Handy ist schwarz mit weißen Ranken und Blüten. Ich suchte meine Kopfhörer und fand sie auch. Ich mochte Rockmusik, was für ein Mädchen eigentlich etwas Seltsames war. Ist mir doch egal, ich bin doch eh keines dieser kreischenden, leicht verletzbaren Mädchen . Als der Bus an der nächsten Bushaltestelle anhielt, kamen einige Leute rein. Ich schaute erst auf, als ein Junge mich fragte, ob er zu mir sitzen darf. Ich sah ihm in die Augen, sie waren braun und freundlich. Und dann fiel ich wie aus allen Wolken: Es war der Junge von gestern, dem ich einen Tritt verpasst hatte. Wow, der hat aber ganz schön Mumm in den Knochen und eigentlich sieht der ganz okay aus … Er hat hellbraunes Haar, der typische Justin Bieber Schnitt, den fast alle Jungs die halbwegs gut aussehen tragen. Seine Haut war sehr hell, ja schon fast bleich. Seine Lippen waren voll und zu einem Lächeln verzogen. Ein Traum von einem Mann, ein echter Schnuckel. Sollte ich ihn wirklich reinlassen? Hm, ich war mir nicht sicher. Aber … Die Prophezeiung des Engels … Vielleicht stimmte es ja. Der Junge von gestern schien mein Zögern zu bemerken. „Natürlich … Natürlich darfst du auf den freien Sitz“ hörte ich mich selbst stammeln. Ich packte meinen Schulranzen und warf sie auf den Boden des Sitzes. Der gutaussehende Typ setzte sich neben mich. „Hey … Wie heißt du denn?“ fragte er mich mit einer Stimme wie aus einem der Filme die meine Tante so mag. „Amy .. Und du?“ Er lächelte mich mit einem zuckersüßen Lächeln an. „Mein Name ist Tobias“ sagte er etwas gedankenversunken. „Das ist ein schöner Name …“ flüsterte ich. „Weißt du eigentlich, wie hübsch du bist? Deine Haare sind wunderschön, deine Augen strahlen wie zwei Sonnen“ … platze er heraus. Ich und schön? Er musste wohl Tomaten auf den Augen haben oder irgendwie so was. „Wie kommst du denn darauf? Aber wenn du es so siehst, dann … Danke“ stammelte ich. Seine Gegenwart war irgendwie beruhigend, er zog mich an konnte man schon fast sagen. „Du siehst aber auch nicht schlecht aus“ platze ich heraus. „Wollen wir vielleicht mal etwas zusammen unternehmen? Ins Kino gehen?“ Wow. Diese Frage traf mich so unerwartet, dass ich nicht wusste was ich sagen sollte. „Gerne. Tauschen wir unsere Handynummern?“ Wow, konnte man diesen Tobias überhaupt durchschauen? Wir tauschten unsere Handynummern und unterhielten und noch ein bisschen. Und die Zeit zu zweit ging viel zu schnell vorbei. Schon bald waren wir an der Schule angekommen und mussten uns voneinander trennen.
3. Kapitel:
Was war da gerade geschehen? Ich, Amy, die durchgeknallte Spinnerin mit der merkwürdigen Fähigkeit, Visionen zu haben, hat jemand an sich rangelassen. Was ist in mich gefahren? Ich hasse doch die meisten Menschen. Ich hasse sie und weiß nicht wieso. Sie halten mich für ein Monster, doch dabei sind sie doch die Bösen in dieser Geschichte. Ich meine, die Menschen, die mir meine Familie genommen haben … Das sind Monster! Sie verdienen es, zu sterben! Nicht ich! Noch ein Jahr und ich werde in der Hölle schmoren … Was ich nicht lache. Aber naja, ich habe es geträumt, es muss also wahr sein. Aber warum ich? Der Tod hätte sich diese Mörder nehmen sollen! Findet mich der Himmel denn echt so schlecht? Will er mich wirklich loshaben? Stehe ich ihnen im Weg Gutes zu tun? Wer wird mir den Garaus machen? Gott selbst? Oder der Engel, von dem ich geträumt hab? Aber wenn die Hölle mich haben will, dann wird der Teufel mich doch persönlich haben wollen. Aber halt mal, warum denke ich darüber nach? Es ist mir egal. Ich wäre lieber gestorben, als dieses einsame Leben zu leben. Mir ist es egal, ob in der Hölle oder im Himmel. Überall ist es besser wie hier. Ich habe keine Freunde, nur Feinde. Feinde, die meine Freunde hätten werden können. Doch ich habe ihnen Dinge angetan, die unverzeihlich sind. Ja, ich gehöre in die Hölle. Ich verdiene es nicht anders. Ich habe „Gottes Geschöpfen“ Dinge angetan. Aber halt mal. Ich glaube doch nicht an Gottes Allmacht. Oder etwa doch? Oh, halt mal: Es ist mir EGAL. Und zwar herzlich. Warum habe eigentlich gerade ich diese Fähigkeit bekommen? Irgendjemand hat sie mir sicher gegeben, damit ich für ihn nutze. Gott, der Teufel? Oh, wie schade, dass es mich doch bald nicht mehr gibt. Zumindest nach Ansicht des Engels aus meinem Traum. Plötzlich riss mich die Stimme des Lehrers aus meiner Gedankenwelt. „Amy, willst du etwa schon wieder zum Rektor? Warum guckst du denn Löcher in die Wand, statt mir zuzuhören? Ich rede ja auch nicht zum Spaß!“ Mein Lehrer für Geschichte mit dem „tollen“ Namen Herr Badheimer war rot angelaufen. Es sah aus, als ob er gleich explodieren würde. Ach, Herr Lehrer, in einem Jahr bin ich doch sowieso tot, da brauche ich kein Abitur und auch kein Abschlusszeugnis, das hilft mir doch nichts mehr!, dachte ich und lachte still in Gedanken. Kühl antwortete ich ihm: „Ich kenn das doch alles schon. Dasselbe habe ich schon vor zwei Jahren gelernt!“ Herr Badheimer zuckte mit der Augenbraue. „Soso. Kannst du mir auch sagen in welchem Jahr die Varusschlacht stattfand?“ Ich rollte mit den Augen, aber antwortete: „Im Jahre neun nach Christus.“ Hahaha, dachte ich, jetzt ist er enttäuscht. Heul doch! Tatsächlich sah er aus, als hätte ich ihn überrascht. „Wenn du doch so viel weißt … Warum meldest du dich dann nie im Unterricht?“ Ich ignorierte die Frage gekonnt und der Geschichtslehrer verzog sich so schnell wieder, wie er gekommen war. Soll mir nur Recht sein. Er redete weiter. Während er so weiter redete, rückte der Unterricht in weite Ferne und ich widmete mich wieder den „wichtigen“ Dingen des Lebens. Aber was war das vorhin? Ich hatte eine Art Verbindung zu diesem Jungen. Will er mich auf die richtige Bahn bringen oder so? Wurde er von Gott gesandt, damit ich wieder funktioniere? Mir egal, ich werde ihn ignorieren. Ich werde ihm einfach aus dem Weg gehen, fertig ist die Sache. Aber will ich ihn wirklich ignorieren? Habe ich vorhin nicht kurz, auch wenn es mir nicht aufgefallen ist, etwas Neues gespürt? So etwas wie eine Vertrautheit? Eine Vertrautheit von der Art, die nur Freunde spüren? So wie es in den Büchern immer beschrieben ist? Ich kenne diese Art der Zuneigung zwischen zwei Menschen kaum. Oder ist es nicht Freundschaft, sondern Liebe? Nein, das kann ganz sicher nicht sein. Ich kenne ihn doch noch gar nicht lang genug um mich zu verlieben! Aber wie kann es sein, das ich so etwas empfinde? Ich kenne dieses Gefühl doch gar nicht, warum weiß ich dann, wie es sich anfühlt? Ich hyperventilierte fast vor lauter Aufregung um Nichts und wieder nichts. Ach, wahrscheinlich wünsch ich mir nur wieder, dass mich irgendjemand mag. Also, ganz ruhig Amy, es ist ganz normal sich Freunde zu wünschen, wenn man niemanden auf der Welt hat. Niemanden, außer sich selbst. Und den Hass auf die Menschen, die nicht auf andere Achtgeben. Aber, ist Tobias da anders? Oder ist er einer der Menschen, die später einmal betrunken Autofahren und auf keine anderen Leute achtgeben? So wie … So wie … So wie meine Familie von solchen Leuten dahingerafft wurde. Nur wegen zwei Idioten ist mein ganzes Leben zerstört! Nur wegen zwei Idioten hab ich keine Freunde, nur wegen zwei Idioten bin ich anders! Nur wegen zwei Idioten bin ich einsam und ein Monster! Nur wegen zwei Idioten … werde ich sterben! Ich könnte grad … Ich könnte grad explodieren! Ganz ruhig, beruhig dich. Ein Ausraster im Unterricht wird dir jetzt auch nichts helfen! Du weißt, wie du in solchen Momenten reagierst. Also, beruhig dich, Amy. Alles ist gut. Ich sprach mir also jetzt schon selbst Mut zu? Wie mitleidig bin ich eigentlich? dachte ich und lachte innerlich darüber, wie schwach ich doch eigentlich war. Ich tat doch nur so stark. Eigentlich war ich schwach und einsam, aber genau dies brachte mich dazu, Gräueltaten zu vollbringen. Und ich hatte Angst vor mir selbst. Wie so was ging, wusste ich auch nicht. Ich wusste allgemein ziemlich wenig, was mich selbst betraf. Ich wusste weder, warum ich die Fähigkeit hatte, Visionen zu sehen, noch, warum ich mich im Laufe der Jahre so verändert hatte. Ich meine, klar, dass meine Seele schwarz und düster ist, meine Eltern und Geschwister sind gestorben. Aber, was genau hat mich so in den Wahnsinn getrieben? Ich weiß es bis heute nicht. Aber, es ist mir egal. Wie alles. Wie dieser Junge auch, obwohl er etwas in mir erweckt hat, das ich nicht kenne. Es ist mir egal, ob ich „lang und qualvoll“ sterbe, dachte ich, denn es ist mir egal ob ich lebe oder nicht. Es würde keinen Unterschied machen. Oder doch: Für meine „Opfer“ war es wohl besser, wenn ich nie dagewesen wäre oder umgekommen wäre. Für sie wäre es besser und für mich auch. Nur noch ein Jahr. Dann ist alles anders. Dann kann mich dieser Junge nicht mehr beeinflussen. Ich muss ihm nur ein Jahr aus dem Weg gehen. Dann, ja dann werde ich keine Marionette des Bösen mehr sein, die alles verletzt. Über diesen Gedanken freute ich mich, denn es hatte etwas von „der inneren Erlösung“, wie viele den Tod beschrieben. Woher sie das wohl wussten? Keiner von ihnen hatte den Tod je gesehen, denn der Tod macht selbst die Dichter stumm. Vielleicht war es auch nur so eine Vorausahnung von Menschen, die bald sterben würden. Nein, ich wollte nicht mehr nachdenken. Ich wollte es einfach geschehen lassen. Und nach dieser Überlegung erlöste mich endlich der Gong zur Pause. Ich packte meine Bücher zusammen und presste sie wie ein Schutzschild vor die Brust. Ich wusste, dass es nichts half, Tobias mit Büchern „abzuwehren“, aber es war mir egal. Ich lief also durch den großen Gang, um den nächsten Unterrichtsraum aufzusuchen. Den Bio-Saal. Ich schaute auf den Boden, denn ich wollte, wie immer Blicke der anderen vermeiden, da ich mich schämte für das, was ich war. Und wie es das Schicksal eben immer möchte … Im nächsten Moment knallte ich mit jemandem zusammen. Meine Bücher flogen auf den Boden und schlitterten weg. Ich schaute nicht, mit wem ich da zusammengestoßen war. Im Nachhinein hätte ich das wohl lieber gemacht. Schnell schnappte ich mir meine Bücher, doch auch der andere streckte seine Hand danach aus. Und als nur noch ein Buch dort lag, kam es, wie es kommen musste. Unsere Hände berührten sich. Nun war ich doch neugierig. Es war Tobias. Gerade die Person, mit der ich jetzt nicht zusammentreffen wollte. Na Super. Das Schicksal hasst mich wohl, dachte ich. Wir sahen uns in die Augen. Ganz lange. So kam es mir zumindest vor. Diese unschuldigen braunen Augen, denen man nicht lange böse sein konnte. Schon heute Morgen hatten sie mich gefesselt. In ihnen lag eine Schönheit, die verboten gehörte. Der Blick, der mir begegnete war warm und herzlich, aber auch entschuldigend. Sonst konnte ich nie so gut Gesichter lesen, das wunderte mich jetzt. In diesen paar Sekunden, in denen wir uns anschauten verlor ich mich in diesen braunen Augen wie in einem Meer mit wogenden, peitschenden Wellen. Ich spiegelte mich in diesen Augen und in meinem Kopf nahm ein Bild Gestalt an: Ein Bild, wie wir zusammensaßen, wie wir uns umarmten und uns in die Augen schauten. Und dann küssten wir uns. In mir explodierte eine Bombe aus Gefühlen, ich fühlte mich überwältigt und gut. In diesem kurzen Moment war ich richtig glücklich. Das erste Mal seit ein paar Jahren. Ich hatte es vermisst, mich so gut zu fühlen. Doch nun fühlte ich mich gut – sehr gut sogar. Mein Herz schlug bis zum Hals als er langsam seine Hand wegzog und mich nett anlächelte. Alle, die in meine Nähe kamen waren sonst immer schlecht gelaunt. War er etwa eine Ausnahme? War er nicht so, wie die anderen? „Oh, hallo Amy. Entschuldigung, hier hast du dein Buch wieder“, sagte Tobias und gab mir das Buch zurück. Ich nahm es und war wie betäubt, als sich unsere Hände erneuert berührten. „Du musst dich nicht entschuldigen. Danke …“, wisperte ich, denn ich hatte meine Stimme nicht ganz unter Kontrolle. Und dann war dieser tolle Moment wieder vorbei und jeder ging seines Weges. Tobias lief normal weiter und ich sah ihm nach, bis ich ihn nicht mehr sah. Mensch, dieser Junge verwirrte mich zutiefst und doch war er irgendwie … faszinierend. Er war so anders, er war kein Mitläufer. Um ehrlich zu sein, ich glaubte sogar, dass er gegen den Strom schwamm und sich nicht von den anderen beeinflussen ließ. Denn, sonst wäre er mir aus dem Weg gegangen. Alles, was über mich erzählt wird hätte ihn abgehalten. Vielleicht mag er mich so, wie ich bin. Obwohl er mich nicht kennt. Er weiß ja nicht, was für ein Monster ich bin. Das Läuten der Schulglocke riss mich aus meinen Gedanken. Ich beeilte mich, in den Bio-Saal zu kommen und schaffte es gerade noch vor dem Lehrer, mich auf meinen Platz fern von den anderen zu setzen. Ich saß gerne in diesem Eck, man konnte so gut nachdenken. Man war alleine, ungestört. Doch dieses Mal schaffte ich es nicht, in meiner eigenen Gedankenwelt, in meinem Gedankenpalast zu verschwinden und in Ruhe nachzudenken. Und da mich der Unterricht sowieso nicht interessierte, fing ich an zu zeichnen. Ich zeichnete und ließ meiner Hand freien Lauf. Es war mir egal, was ich zeichnete, ich zeichnete einfach. Der Lehrerin war es herzlich egal, sie schaute nie in meine kleine, einsame Ecke. Und noch ehe ich begriff, was ich da gezeichnet hatte, war das Bild fertig und es war nicht schwer zu erraten, wen ich gemalt hatte. Es sah ihm ähnlich. Sehr sogar. Das Bild zeigte ihn von der Seite. Seine Haare waren bis ins kleinste Detail gemalt. So ein Bild hatte ich noch nie gemalt. Ich malte immer nur Todesengel, die meine Eltern und Geschwister mit ins Reich der Toten nahmen. Und Gott malte ich auch. Obwohl ich nicht an ihn glaubte und ihn laut den Geboten nicht malen durfte. Es war mir egal. Ich malte einfach. Aber dieses Bild … Es hatte etwas von Vollkommenheit. Doch, warum dachte ich an ihn? Warum hatte ich gerade dieses Bild gezeichnet und keinen Engel? Ich konnte es mir nicht erklären, es war einfach so geschehen. Aber irgendwie konnte ich nicht anders, als das Bild anzuschauen. Reiß dich zusammen! Lass dich nicht von ihm kontrollieren, er will doch nur an deine „Macht“ ran, sprach ich innerlich zu mir selbst, doch ich wusste, dass es nicht stimmte. Aber es half mir, die Erkenntnis, die mir jetzt kam zu verkraften: Ich hatte mich zum ersten Mal hoffnungslos verliebt, in jemanden den ich kaum kannte. Zumindest noch nicht.