1. Summertime2. A day under the sun3. Summerspirit4. Geschichte (Kein Name)Gedankenverloren strich er sich die braunen Haare aus dem Gesicht und seine Augen brannten sich in meine eigenen. Schüchtern wandte ich den Blick ab und begann die Latein Hausaufgaben, von Dario, einem Klassenkammeraden, abzuschreiben. „Sind jetzt alle fertig mit den schriftlichen Hausaufgaben?“, fragte Frau Stadler, die Sozialpädagogin und Leiterin der Nachmittagsbetreuung. „Ja“, antworteten alle einschließlich mir. Schnell schob ich Dario sein Heft zu und packte meine Hefte und mein Mäppchen in meine Tasche.
Gänsehaut überzog meinen Rücken und ich merkte, dass er mich wieder ansah. Vorsichtig hob ich den Blick, nur um schnell wieder nach unten zu sehen.
„Leute, packt eure Sachen jetzt endlich zusammen. Es gongt gleich und die 6. Klässler kommen. Außerdem wollte Pille heute kommen. Dario rufst du ihn schnell an, damit er Bescheid weiß.“ „Ja Frau Stadler, mach ich!“, sagte Dario und verschwand zusammen mit seinem Handy aus dem Klassenzimmer.
Pille war der Tutor im 1.Halbjahr gewesen, doch dann musste er für sein Abitur lernen und lies jemand anderes für sich kommen. Und dieser jemand war Korbinian Haseitel, der Junge, der gerade vorne an einem Tisch saß und mich anschaute.
Ich nahm meine Jacke vom Stuhl und stellte diesen auf den Tisch. Schnell nahm ich meine Tasche und warf sie mir über die Schulter. Ich stellte noch ein paar andere Stühle hoch und ging langsam zur Tür, weil es schon geklingelt hatte.
Jenny, meine beste Freundin in der Nachmittagsbetreuung, stand schon an der halboffenen Tür, durch die Dario sich gerade herein quetschte.
Jenny ist ungefähr 1,50m groß und ich 20 cm grösser, aber ich bin auch schon drei Jahre älter als sie.
Mein Bauch kribbelte und schon wieder überzog Gänsehaut meinen Rücken. Ich blickte zu Korbi hinüber, dessen Augen auf mein Gesicht gerichtet waren. Lange sahen wir uns an, doch schließlich wandte er den Blick ab, da Dario, ihn in den Arm boxte und irgendetwas zu ihm sagte.
Bevor Dario ihn noch einmal boxen konnte, nahm Korbi ihn in den Schwitzkasten und zerrte ihn zur Tür, wo schon die ganzen 5. Klässler und ich standen. „Ahh, lass mich los! Ich wollte dich doch nur etwas fragen!“, hörte ich Dario quietschen. „Ja was denn?“, fragte Korbi und beim Klang seiner Stimme schauderte ich ein wenig.
Korbi ließ Dario los und legte fragend den Kopf schief. Dario strich sich seine fast schwarzen Haare glatt und antwortete dann schließlich: „Ich wollte dich nur fragen, ob du ´ne Freundin hast.“ Interessante Frage. Schnell zuckte Korbis Blick zu mir und dann wieder zu Dario. „Nein, nicht mehr. Wieso fragst du eigentlich?“ „Nur so“, murmelte Dario, drehte sich um und ging zu seinem Platz, um seine Tasche zu holen.
Auf einmal stupste Jenny mich an. Ich drehte mich zu ihr und fragte sie: „Was ist?“ Jenny stellte sich auf die Zehenspitzen, was sie immer machte, wenn sie mit jemandem redete. „Ich wollte dich fragen, was du am Wochenende gemacht hast. Bei mir war’s total langweilig, ich saß die ganze Zeit nur rum.“
Mein Bauch fing an zu kribbeln und ich wusste, das Korbi jetzt ganz genau zuhörte. Ich fing an zu zögern und versuchte es durch ein Lächeln zu verdecken: „Ich, ähm, war am Samstag mit meiner Familie im Skyline Park. Sonntag saß ich auch rum“
Ich hörte Korbi zischend und entspannt ausatmen. Auch Jenny hatte das gehört und drehte sich zu dem viel größeren Jungen um. Aber bevor sie etwas sagen konnte ging die Tür auf und die 6. Klässler kamen laut quatschen rein.
„Ahh da seid ihr ja. Wir gehen jetzt zum Sportplatz, wo Pille auf uns wartet. Und zwar leise!“
Alle gingen raus und Jenny und ich gingen ganz vorne.
Auf dem Sportplatz wartete Pille schon und spielte derweil mit sich selbst Fußball. Wir schmissen unsere Taschen alle auf einen Haufen, während Pille zu uns rüber kam.
„Hey!“, rief er schon von weitem. „Hi“, sagte ich, als er vor mir stand. „Wie geht’s so ganz ohne Schule?“ Plötzlich trat Korbi neben mich und ich hatte das Gefühl, dass er sehr angespannt war.
„Super, jeden Tag ausschlafen und keine Hausaufgaben mehr.“, lachte Pille. Verlegen fuhr er sich mit der Hand durch seine blonden, hochgegelten Haare. „Und wie geht’s dir so?“, fragte er mich. Ich fing an zu grinsen: „Mir geht’s gut, bis auf dass wir so viele Hausaufgaben haben, des is nicht so toll ...“ Verständnisvoll lächeln machte er einen Schritt auf mich zu.
Aber das war zu viel für Korbi, er nahm Pille auf die Schulter und schleppte ihn wie einen Sack Mehl auf seinen Schultern in die Mitte des Platzes. Dort ließ er ihn zu Boden plumpsen und ging zu mir zurück um den Ball zu holen. Dieser lag genau vor meinen Füssen. Korbi kam ganz nah an mich heran, hob den Ball auf und stellte sich wenige Zentimeter von mir entfernt hin. „Magst du mit spielen?“, fragte er mich. *Oh Gott Fußball spielen. Ne, da bin ich die totale Niete.*, dachte ich mir. „Ähm ich mag Fußball spielen nicht so gern. Ich glaub ich schau lieber zu.“, murmelte ich kaum hörbar. Korbi machte ein überraschtes Gesicht. „Oh, okay, dann schaust du nur zu.“
Ein wenig traurig stapfte er zu den anderen, wobei er böse Blicke von Pille zugeworfen bekam. Was verständlich ist, wenn man bedenkt, dass er wie ein Sack herum getragen wurde.
Jenny, ich und ein paar andere Mädchen legten uns in die Wiese und beobachteten die Jungs, die Fußball spielten.
Anfangs war es sehr langweilig, da sie die Mannschaften wählten in der ersten waren: Mirko, Pille, Memduh, Kilian und Dennis; In der anderen waren: Marco, Korbi, Dario, Robin und Ali.
Eigentlich interessierte Fußball mich überhaupt nicht, doch ich hatte Korbi und Pille noch nie gegeneinander spielen sehen. Nach den ersten 20 Minuten stand es schon 10-11. Bis dahin hatten nur Pille oder Korbi Tore geschossen.
Interessiert setzte ich mich auf und spürte sofort ein leichtes Kribbeln. Schüchtern blickte ich
nach unten. Langsam wurde das Kribbeln stärker. Ich blickte hoch und sah warum.
Korbi kam genau auf mich zu. In den Händen hielt er den dreckigen Ball. Direkt vor mir blieb er stehen. „Weißt du wie viel Uhr es ist? Von den anderen hat keiner eine.“, fragte er. Schnell blickte ich auf meine Uhr, 16.10 Uhr. Immer noch auf die Uhr blickend sagte ich kaum hörbar: „Zehn nach vier. Wir können gehen.“ Ich blickte hoch, Korbi lächelte mich an. „Na komm!“ Einladend streckte er mir die Hand entgegen. Ich zögerte doch schließlich griff ich zu und er zog mich hoch. Kaum stand ich ließ ich seine Hand los und ging schnell zum Taschenhaufen.
„So ihr könnt jetzt gehen!“, sagte Frau Stadler.
Ich packte meine Tasche und warf sie mir über die Schulter. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Korbi und Pille die Köpfe zusammensteckten und irgendetwas flüsterten. *Was machen die da bloß? Grad eben haben die sich doch so gezofft. Na ja egal ...*
Schnell ging ich wieder in Richtung Schule, denn ich wohnte keine 500 Meter davon entfernt. Ich musste nur einen kleinen, abgeschiedenen Weg entlang gehen, und dann durch die Altstadt durch.
Ich bog in den kleinen Seitenweg ein. Links und rechts von mir waren kleine verwucherte Hecken.
Ich schlenderte dahin, was ich sonst nie machte. Hinter mir knackte ein Zweig, nichts ungewöhnliches, vielleicht eine Katze. Ich blickte auf den Boden und betrachtete meine Füße.
Plötzlich wurde es schwarz vor meinen Augen, weil mir jemand die Hand auf Mund und Augen gelegt hatte. Ich wollte schreien, doch ich konnte den Mund nicht aufmachen, da die Hände meine Kiefer aufeinander pressten. Zwei weitere Hände packten mich, diesmal um die Hüften, und hoben mich hoch.
Irgendwie schaffte ich es meinen Mund ein kleines Stückchen auf zu bringen und biss in die Hand. Der Mann stöhnte auf. Auch die Hand vor meinen Augen war weg und ich sah, dass meine Tasche vor mir auf dem Boden lag.
Ich schrie, wie ich noch nie geschrien hatte, bis sich die Hand wieder auf meinen Mund legte und eine große Gestalt vor mich trat.
„Schchchch, ruhig, alles gut, wir sind’s nur.“ Verwundert hörte ich auf in die Hand zu schreien und schaute hoch, genau in die strahlend blauen Augen von Korbi. Von hinten zog mich jemand an sich heran, sodass ich mich anlehnen konnte.
„Was? Du Idiot, ich hab mich zu Tode erschreckt! Spinnst du eigentlich?“, schrie ich ihn an. Ich war so wütend, dass ich gar nicht bemerkte, wen ich da gerade anschrie.
„Es tut uns leid. Wir wollten dich nicht so erschrecken.“, hörte ich Pille direkt an meinem Ohr flüstern. Ich riss mich los, aus Pilles Umklammerung und Korbis schuldbewussten Blick.
„Warte! Wie können wir das wieder gut machen?“, fragte Pille und trat einen Schritt auf mich zu. Ich wirbelte herum. „Keine Ahnung! Wie wär’s, wenn wir die Sache einfach vergessen und morgen Abend auf den Markt gehen?“, die Ironie in meiner Stimme war nicht zu überhören, doch Korbi und Pille verstanden das ganz anders.
„Ja okay. Wann sollen wir dich morgen abholen?“, fragte Korbi und trat nun auch auf mich zu. Ich seufzte. *Sie werden eh nicht locker lassen* „Um „20 Uhr. Und jetzt lasst mich in Ruhe, ich bin nicht in der Stimmung für eine Unterhaltung.“
Ohne ein weiteres Wort zu sagen drehte ich mich um, hob meine Tasche auf und ging zügig nach Hause.
Nächster Tag kurz vor 20 Uhr:
Ich schmierte mir gerade den Lippenstift ins Gesicht, als es Klingelt. „Ich geh schon“, rief ich und drückte einfach nur auf den Türöffner. Schnell holte ich meine Tasche und meinen Geldbeutel, zog die Schuhe an und kam gerade rechtzeitig zur Tür.
Korbi und Pille standen schon da und warteten. „Hey“, sagte ich, immer noch ein bisschen wütend. „Hi“, sagten Korbi und Pille im Chor.
Ich lächelte, bei solchen Witzfiguren konnte man nicht anders.
Ich zog hinter mir die Türe zu und trat in die Mitte der beiden Jungs, die beide sofort nach meiner Hand griffen. Die Hand die Korbi hielt prickelte angenehm.
Wir gingen aus dem Haus und standen schon mitten im Markt, da dieser direkt vor unserer Haustür stattfand.
Wir holten uns etwas zu Trinken und etwas zu Essen. Ich war nicht damit zufrieden, dass die zwei Jungs sich ein Bier holten, ich mochte Alkohol nicht, egal in welcher Form.
Korbi und Pille redeten ein bisschen, ich hörte nur zu, mir war das sowieso lieber.
Irgendwann sagt Pille: „Ich finde, jeder sollte mal mir ihr alleine sein“ „Ja, wäre nur gerecht.“, antwortete Korbi. „Soll ich sie zuerst nehmen oder willst du?“ Pille überlegte kurz. „Ich nehme sie zuerst“
*Bin ich hier im falschen Film oder was? Die diskutieren ernsthaft, wie sie mich aufteilen können!* „Ähm, ich bin auch noch hier. Hat mal jemand daran gedacht, was ich davon halte?“
Beide schauten mich an, als hätten sie nie über mich geredet. „Okay, was hältst du davon?“, fragte mich Pille. „Ich finde das einerseits gut, weil ich mit jedem alleine Zeit verbringen will, ohne zu wissen, dass uns jemand die ganze Zeit zuhört. Andererseits, möchte ich mit jedem gleichviel Zeit verbringen ...“
„Okay, dann macht jetzt jeder zwei Stunden“, schlug Korbi vor. „Ja gut, ich zuerst“, antwortete Pille.
Die Zeit mit Pille war sehr schön, wir lachten viel und wir fanden so einiges über den anderen heraus. Doch irgendwie musste ich dauernd an Korbi denken, besonders, als wir an einem Korbmacherstand vorbei kamen. Zum Schluss schenkte Pille mir ein Armband mit einem Stein dran, der aussah, wie eine Tablette. „Das soll dich an mich erinnern“, sagte er und überlies mich Korbi.
Mit Korbi war alles anders. Wir lachten zwar auch viel, aber die Stimmung zwischen uns war angespannt. Nach der Hälfte der Zeit zog er mich ein wenig zur Seite. „Weißt du, ich mag dich wirklich sehr gern, aber du bist 14 und ich 17...“, Korbi fing an zu stottern. „Was soll das jetzt heißen? Bin ich jetzt etwa zu JUNG???“, fragte ich ihn. „Nein aber, ich weiß nich. Vielleicht, sollten wir es mal versuchen.“
Er sagte es so undeutlich, doch ich verstand was er meinte. „Ja“, brachte ich nur raus, mehr kam nicht mehr, denn Korbi drückte mir einen Zettel und ein kleines Tütchen in die Hand.
Er drehte sich um und verschwand in der Menschenmenge. Auf dem Zettel stand eine Telefon und eine Handynummer. Ich öffnete das Tütchen, darin war eine Kette mit einem Herzförmigen Anhänger und in den Anhänger waren zwei Buchstaben eingraviert. R und K. K für Korbi und R für meinen Namen, Rosalie.
5. Summerdream ♡: